Freitag, 21. September 2018

21. September 1918



Der überschwemmte Don und seine Nebenarme traten allmählich in ihr Bett zurück, und der freigelegte Lehmboden wurde trocken und rissig. Die Tage wurden brütend heiß, der gleiche strahlendblaue Himmel spannte sich Tag um Tag, und Tag um Tag sandte die Sonne die gleiche dörrende Hitze herab. Über Mittag flimmerte und flirrte die Luft und ließ die Linien im Gelände unbestimmt und zitternd erscheinen. Wie die Bevölkerung benützten auch wir zur Arbeit und zum Stellungsbau hauptsächlich die frühen Morgen- und die Abendstunden, während man sich über die Mittagsstunden möglichst im Hause bei geschlossenen Läden aufhielt. Eine unangenehme Beigabe zu der Hitze war noch die Fliegenplage, gegen die man fast wehrlos war.
Leider hatte die Hitze einen sehr ungünstigen Einfluß auf den Gesundheitszustand der Truppe. Magen- und Darmkrankheiten, hauptsächlich Ruhr, häuften sich in erschrecken-dem Maß, die Lazarette waren überfüllt und der Mannschaftsstand der Batterien ging vorübergehend bis fast auf die Hälfte zurück. Mancher Kamerad erlag der tückischen Krankheit und ruht, fern von der lieben Heimat, auf dem Friedhof in Rostow.“

aus: „Das Württembergische Landwehr-Feld-Art.-Regiment Nr. 1 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1922

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