Mittwoch, 19. September 2018

19. September 1918



Adolf Bauer, geboren 6. Juli 1892 in Ludwigsburg, ist am 19. September 1918 abends 7½ Uhr bei Bapaume gefallen.
Als Sohn des gewesenen und verstorbenen Kameralamtsdieners Bauer in Kapfenburg und seiner hier wohnhaften Witwe, trat er nach seiner kaufmännischen Ausbildung als aktiver Soldat im Oktober 1913 in die Luftschifferabteilung der Garnison Metz ein und marschierte bei Ausbruch des Krieges mit dieser Abteilung ins Feld. Später trat er freiwillig zur Infanterie über und wurde dem schlesischen Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 23 zugeteilt. Um seiner soldatischen Tüchtigkeit stieg er zum Feldwebel auf und diente als solcher seit zwei Jahren bei der 10. Kompagnie des genannten Regiments. Es war am Abend des 19. September, daß er die Kompagnie antreten ließ und nach dem Wegtreten die Schreibstube aufsuchte, als plötzlich, kaum fünf Minuten später, eine Granate mitten in der Schreibstube einschlug, den Schreibers sofort tötete und ihn am Kopfe schwer verwundete. Ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, starb er bald darauf in den Armen eines Freundes und war begraben auf dem Soldatenfriedhof Eswars bei Cambrai. Sein Tod hat nach dem Zeugnis der Kompagnie den Besten dahingerafft, aber auch seine Angehörigen in tiefstes Leid versetzt. Besonders war er mit seiner Mutter eng verbunden und ihr eine treue Stütze gewesen. In mancherlei Leid der Familie bewies er die zärtliche Fürsorge eines guten braven Sohnes. Noch im Juli dieses Jahres im Urlaub, schied er wie von banger Ahnung erfüllt mit schwerem Herzen von Mutter, Schwester und Schwager Finanzsekretär Gillich hier, bei dem die betagte Mutter Wohnung und Aufnahme gefunden hat. Schon glaubte er damit rechnen zu dürfen, daß er nach dem Kriege bei seiner alten Firma in Stuttgart wieder eintrete, die ihn um seines besonderen Pflichteifers, seiner großen Gewissenhaftigkeit und seiner ruhigen Art willen wieder gerne bei sich gesehen hätte. Aber sein jäher Heldentod hat allen schönen Hoffnungen ein Ende gemacht. Wir fühlen der Mutter es nach, wie schwer es ihr wird, diese Hoffnungen auf den einzigen Sohn zu begraben und bitten für sie um Trost aus der Höhe in der Gewißheit, daß sie ihren Sohn im Verein mit seinem Vater und ihren Mann in dem seligen Erbteil des ewigen Lichtes suchen und wissen darf, und für den Rest ihres Erdenlebens bei der verbliebenen einzigen Tochter und dem Schwiegersohn hier reichen Ersatz an Liebe und Fürsorge findet.“

aus: „Kriegs-Chronik der evangelischen Gemeinde Ellwangen 1914–1918.“, Ellwangen 1920

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