Montag, 10. September 2018

10. September 1918



„An der Straße Hendecourt – Bullecourt hatte sich der Gegner zu besonders heftigem Widerstand in mehreren starken Maschinengewehrnestern festgesetzt, aus denen unserem Vorgehen sowohl in der Front wie auch weiter rechts auf Hendecourt aus der Flanke heftiges Feuer entgegenschlug. Die eigene Artilleriefeuerwalze war uns trotz unseres guten Tempos weit vorausgeeilt und hatte sehr bald überhaupt aufgehört. Das Bataillon forderte daher beim Schützenregiment artilleristische Wirkung gegen die Straße Hendecourt – Bullecourt an, freilich ohne Erfolg.
Etwa 300 Meter südlich Hendecourt schob sich die 2. Eskadron in die vordere Linie ein und lag dort zwischen Teilen der Infanterie-Regimenter 103 und 107.
Infolge der starken Maschinengewehrnester an der Straße Hendecourt – Bullecourt kommt der Angriff zum Stocken; ein einsetzender feindlicher Gegenstoß aber wird blutig abgewiesen.
Inzwischen hat sich auch die 3. Eskadron, die hinter der Mitte gefolgt war, in die vor-derste Linie eingeschoben und im Verein mit der 1. und 5. Eskadron nach erbittertem Kampfe gegen zähen Widerstand Hendecourt 11.45 vormittags genommen. Dabei haben sich die Verbände ziemlich vermischt, rechts ist Anschluß an das Inf.-Reg. 103 vorhanden, dagegen fehlt er nach links. Zunächst hält sich der Gegner noch in einem kleinen Waldstückchen nordwestlich Hendecourt; ein von dort einsetzender feindlicher Gegenstoß wird aber restlos abgeschlagen.
Daraufhin dringen die Eskadrons weiter vor. Das Wäldchen wird 12.15 Uhr von der 3. Eskadron genommen, über das sie in 300 Meter Tiefe Posten vorschiebt, während der Hauptteil der Eskadron am Nordwestrand des Waldes verbleibt. Zahlreiche Gefangene sind eingebracht.
Gleichzeitig stößt Leutnant d. R. Hermanny mit seiner Abteilung bis auf den Höhenrand nördlich Hendecourt vor. Um 1 Uhr nachmittags hat er den Höhenrand nördlich des Ortes mit Front nach Norden und Nordwesten besetzt. Ein Vorfeld von 300 Meter Tiefenausdehnung wird geschaffen.
Hiermit sind wir im endgültigen Besitz von Hendecourt.
Das Angriffsziel ist erreicht und die Angriffsbewegung kommt damit zum Stillstand.
Sämtliche Teile sind eingesetzt, zwei Züge der Maschinengewehr-Eskadron südlich Hendecourt, der dritte Zug südwestlich Riencourt.
Die Verluste des Regiments sind noch nicht genau zu übersehen, aber das sichere Gefühl. daß sie keinesfalls in einem Mißverhältnis zu dem errungenen schönen Erfolge stehen, erfüllt uns mit freudiger Genugtuung.
Kurz nach 1 Uhr setzt der Gegner zu einem Gegenangriff an, der jedoch in unserem Maschinengewehrfeuer liegen bleibt. Unter dem Schutze eines starken Artilleriefeuers auf unsere vorderen Linien baut der Feind von 2 Uhr an vorsichtig ab.
Mittlerweile ist aber auch die Munition bei uns höllisch knapp geworden. Auch die Verpflegung machte in diesen ganzen Tagen sehr erhebliche Schwierigkeiten. Mit Mühe und Not gelang es, Brot und Büchsenfleisch, freilich nur in sehr schmalen Portionen, vorzubringen; insbesondere Wassermangel machte sich häufig stark fühlbar.“

aus: „Dragoner-Regiment „König“ (2. Württ.) Nr. 26 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1921

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