Dienstag, 4. November 2014

4. November 1914


„Nun kommt der 4. November. Von Tagesanbruch an hat die gesamte Artillerie Befehl, die feindlichen Stellungen unter stärkstes Feuer zu nehmen. Um 8.45 Uhr vormittags soll dieses Feuer nach vorwärts verlegt und der Sturm durch die Infanterie ausgeführt werden. Der Divisionskommandeur „erwartet um 9 Uhr vormittags Meldung, daß Kruistraat erstürmt ist“.

Unter dem Schutze des schweren Feuers, das von sichtbar guter Wirkung ist, arbeiten sich die Kompagnien wieder ein Stück vorwärts. Immer wieder glückt es einem Zuge, einer Gruppe, sich vorzuschieben. Gegen ½ 9 Uhr liegen Teile der 10. Kompagnie 80 Meter vor dem in der Kruistraat-Fe. sitzenden Engländer.

Um ¾ 9 Uhr springt das eigene Artilleriefeuer hinter die feindlichen Stellungen. Der Sturm soll beginnen. Aber es ist genau wie bisher. Der Feind sitzt nach wie vor hinter seinen Hecken und Hindernissen, Schießscharten und Häusermauern, und ein rasendes Feuer schlägt dem Angreifer entgegen.

Das III. Bataillon liegt jetzt durchweg mit seinen Kompagnien auf 80–180 Meter vor dem Feinde. Der Sturm ist nicht geglückt oder besser gesagt unmöglich. Man ist nun aber so nahe an den Stellungen des Gegners, daß die eigenen Batterien diesen nicht mehr befeuern können, ohne die eigenen Kompagnien ernstlich zu gefährden. Die Artillerievorbereitung für einen weiteren Angriff ist aber unerläßlich, die Zurücknahme der vorderen Linien bei Tage jedoch ausgeschlossen und auch unerwünscht.

Auch das II. Bataillon liegt nach wie vor dem Gegner gegenüber, der, bis an den Hals eingegraben und durch Hindernisse geschützt, sich mit äußerster Energie wehrt. Die Lage ist besonders kritisch.

Die 26. Division befiehlt nun am Abend des 4. einen nächtlichen überraschenden Angriff gegen den Feind. 11 Uhr abends soll sich das Regiment durch einen schlagartig einsetzenden Sturm in den Besitz der vorderen Linie setzen. Das I./121 unter Hauptmann Leipprand wird hierzu dem Regiment zur Verfügung gestellt und erhält Weisung, sich hinter dem II. Bataillon als Rückhalt bereit zu stellen.

Dem III. Bataillon wird der größte Teil des I. Bataillons zugeteilt. Die 2. Kompagnie ist bereits seit 3. November dem III. Bataillon unterstellt. Die 3. Kompagnie mit Hauptmann Schwenhage, der für den am 3. November verwundeten Hauptmann Menzel die Führung des I. Bataillons übernommen hat, bleibt Regimentsreserve.

Aber auch dieser Nachtangriff führt nicht zum Ziel. Es geht eben nicht, und wäre die Tapferkeit des Angreifers auch noch zehnmal größer.“



aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122  im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

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