„Am 15. März fand als Antwort eine Unternehmung von unserer Seite statt.
Abends 5.15 Uhr begannen die eigenen Minenwerfer und die eigene Artillerie mit
ihrem Wirkungsschießen auf die Kreuzwaldsappe, auf die französischen Stellungen
auf Höhe 322 und die Laufgräben, die nach rückwärts führten. 20 Minuten nachher
setzte lebhafte Sturmabwehr der Franzosen gegen Etappen- und Mühlwald und gegen
Niederaspach ein. 7.15 Uhr verließen die eigenen Sturmtruppen die Gräben und
stürmten durch das feindliche Sperrfeuer ihren Zielen zu. 4 Abteilungen waren
für diesen „Kreuzzug“, wie der Deckname des Unternehmens lautete, angesetzt
worden. Leutnant Böhmig bricht mit 26 Mann aus den Gräben am Südrand
Niederaspachs zwischen der Michelbacher und Exbrückener Straße gegen den
französischen Zugangsgraben, der entlang der Exbrückener Straße zum Kreuzwald
aus der vordersten Linie hinaufführt. Das zum Teil noch bestehende
Drahthindernis wird mit Leitern überschritten, während die 5 Pioniere eine
Gasse schneiden. Die feindlichen Gräben haben furchtbar gelitten, meist sind
sie nicht mehr zu finden, oft nur am zerfetzten Faschinenwerk noch kenntlich.
Die dürftigen Unterstände sind schwer mitgenommen. Aus ihnen gelingt es nach
und nach 9 Franzosen zu ziehen, von denen einer verwundet ist. Sie gehören den
250ern an. Die anderen Unterstände und Blockhäuser am Kreuzwald selbst sind
verschüttet oder zerstört. Was dem Minenfeuer standgehalten, wird gesprengt,
darunter der Telephon-unterstand und ein großer Unterstand im Hauptgraben. Da
eilen 5 Franzosen herbei, werfen Handgranaten, werden aber durch ein paar
deutsche Handgranaten schnell wieder vertrieben.
Von der anderen Seite her war Leutnant Wörnle mit 30 Mann in die Sappe am
Kreuzwald eingedrungen. Ihm bietet sich ein noch schlimmerer Anblick der feindlichen
Stellungen dar. Unterstände, Lauf- und Schützengräben sind an dieser Seite
völlig zerstört und kaum noch zu erkennen. Alles ist derartig durchwühlt, daß
dem Gegner die Lust vergehen kann, diese vorgeschobene Stellung wieder
aufzubauen. Aus den zusammengeschossenen Unterständen hört man stöhnen und
jammern, überall liegen Tote und Verwundete. Nach den vielen Gewehren und
Tornistern, die bei den Unter-ständen lagen, muß die Stellung von einer
Kompagnie besetzt gewesen sein. Die Stel-lung am Waldrand hatte der Gegner
geräumt und weiter drin im Walde eine Stellung besetzt, denn weit innerhalb des
Waldes stiegen die Leuchtkugeln auf. 8 Gefangene werden mitgenommen und viele
wichtige Schriftstücke. Beide Patrouillen kehrten ohne irgend welche Verluste
zurück.
Gegen die beiden Eckstellungen der Franzosen auf Höhe 322 ging gleichzeitig
je eine Abteilung vor. Die 5. Kompagnie hatte Unteroffizier Weitmann mit 17
Mann gegen die nördliche Ecke entsandt. 7.15 Uhr verließen sie, wie alle die
anderen, die Stellung, überkletterten schnell den Astverhau vor der Stellung
und drangen in raschem Anlauf in die feindlichen Gräben ein. Die Unterstände
sind hier völlig eingedrückt, ein toter Franzose war noch durch die Lücken in
einem Unterstand zu erkennen, alle übrigen sind unter den Trümmern begraben.
Gepäck, Gewehre usw. liegen herum, so daß anzuneh-men ist, daß der Rest
fluchtartig den Graben noch verlassen konnte. Auch hier lagen, wie aus
Brieffetzen erkenntlich war, die 250er und zwar deren 1. Kompagnie.
Die 6. Kompagnie hatte die Aufgabe, die südliche Eckstellung durch einen
Vizefeld-webel und 10 Mann anzupacken. Sie war nicht vom selben Glück begünstigt
wie die anderen. Das französische Drahtverhau war noch völlig unberührt, die
feindliche Stel-lung stark besetzt. Da schlägt den Anstürmenden heftiges
Infanterie- und Maschinen-gewehrfeuer entgegen, das sie zur Umkehr zwingt. Im
feindlichen Abwehrfeuer werden 5 Mann verwundet, 1 getötet.
Zur Sicherung des ganzen Unternehmens und zur Täuschung des
Gegners waren noch weitere Abteilungen vorgetrieben worden, die nur den Auftrag
hatten, die Franzosen zu beunruhigen. Die 1. Kompagnie ging mit einer Abteilung
gegen den Bahnhof Aspach vor, im Abschnitt des III. Bataillons gingen in sämtlichen
3 Abschnitten Patrouillen vor. Leutnant Strohm von der 9. Kompagnie bewarf mit
seinen Leuten die Franzosen im „Vorwerk“ mit Handgranaten. Es gelang seiner
umsichtigen Führung, seine 14 Mann starke Abteilung im starken Maschinengewehr
und nun einsetzenden französischen Sturmabwehrfeuer heil zurückzuführen. Die
gesamte Unternehmung war geglückt. 17 Gefangene wurden eingebracht, wohl eine
ganze feindliche Kompagnie war völlig vernichtet worden. Die eigenen Verluste
waren äußerst gering. In der Nacht fielen dem feindlichen Vergeltungsfeuer noch
ein paar Mann zum Opfer, so daß der Gesamtausfall 5 Tote und 12 Verwundete
betrug“
aus:
„Das Württembergische Landwehr-Inf.-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1923
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