„Fliegerleutnant
Max Pappenheimer, Sohn des Lehrers der jüdischen Gemeinde, der am 13. vorigen
Monats bei einem Beobachtungsflug von der Kugel eines englischen Jagd-flugzeuges
ins Herz getroffen war, wurde kürzlich bestattet. Dem bescheidenen Sinne ihres
Sohnes entsprechend, hatten die Eltern davon abgesehen, die Bahre in die Stadt
bringen zu lassen, sie hatten für Musik und Kondukt des Bataillons gedankt (sc.
diese abgesagt), und so bewegte sich der lange Trauerzuge vom Bahnhofe
Königshofen nach dem Jahrhunderte alten jüdischen Friedhofe in Unterbalbach, woselbst
eine militärische Abordnung Aufstellung genommen hatte. Dortselbst angekommen,
nahm der Rabbiner das Wort: Auf Wunsch der Eltern müsse er davon absehen, die
Verdienste des verbli-chenen Helden zu feiern; nur ein Gebet zu sprechen sei ihm
gestattet.
Im engen Rahmen
eines selbstverfassten Gebets gab nun der Rabbiner an der Hand des Klagelied
Davids um Saul und Jonathan eine Schilderung des Wesens des prächtigen Mannes,
seiner geraden, aufrechten, gerechtigkeitsliebenden Gesinnung, seiner
An-spruchslosigkeit und Herzensgüte, seiner glühenden Vaterlandsliebe, seiner
alles durch-dringenden Pflichttreue und vor nichts halt machenden Freudigkeit im
Dienste, die ihm alles, das Höchste wie das Geringste, mit Feuereifer zu
vollbringen antrieben. Darauf teilte der Redner noch mit: dass von zuständiger
Seite aus dem Felde gemeldet wurde, dass Pappenheimer einer der eifrigsten und
erfolgreichsten Flieger, nicht allein seiner Flugabteilung, sondern der ganzen
Westfront gewesen sei. In einem Jahre habe er 228 Flüge vollbracht und mehr als
100 Batterien eingeschossen. Noch von seinem Todes-fluge habe er wertvolle
Beobachtungen und Fotografien mitgebracht. In seiner Ab-teilung hätte er eine
Sonderstellung eingenommen, denn alle bewunderten ihn ob seiner Leistungen und
liebten ihn wegen seiner vornehmen, bescheidenen Gesinnung. Wegen seiner
Verdienste sei er zum Ritterkreuze des königlichen Hausordens von Hohenzollern
eingegeben gewesen. Pappenheimer besaß bereits das Eiserne Kreuz 2. und 1.
Klasse, sowie die Württembergische goldene Tapferkeitsmedaille und Auszeichnung
für Flie-ger.“
aus: „Frankfurter
Israelitisches Familienblatt“ Frankfurt a./M., 8. Februar 1918
Bild:
Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708
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