„Da
– gegen 4 Uhr morgens ein ohrenbetäubender Knall, kurz darauf ein zweiter. Was
war das? Aus dem Schlafe geschreckt, lag man mitten im Feuer. Rings herum
brannte es, die Baracken waren verschwunden. Verzweifelte Hilferufe unter
brennenden Trüm-mern. „Da drunten liegt unser Hauptmann, rettet ihn,“ gellte es
durch die Nacht. Da-zwischen wimmerten Verwundete. Pferde rasten über den
Brandplatz. Leute rannten halbnackt nach allen Seiten auseinander.
„Das
Lager wird beschossen!“ schrie irgend einer. Im selben Augenblick zwei zuckende
Blitze, ein infernalisches Heulen, zwei donnernde Einschläge. Das Lager lag
unter dem Feuer schwerer Artillerie – die Folge des feindlichen Fliegerbesuches
gestern morgen. Es war ein Bild des Schreckens. Nur in Hemd und Unterhose
rannte jeder um sein Leben. Immer wieder sausten ein paar schwere Geschosse auf
unser Lager nieder. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel hatten die ersten
Granaten eingeschlagen und furchtbar getroffen. Eines der hochbrisanten
Geschosse hatte als Volltreffer in eine Mannschafts-baracke, das andere mitten
in die Offiziersbaracke getroffen und beide in Atome zer-rissen. In wenigen
Minuten war das Lager verlassen. Haushoch loderten die Flammen. Gierig fraß das
Feuer alles bis zum letzten Rest. Dazwischen knallte die zurückge-bliebene
Munition wie ein Feuerwerk. Unablässig heulten neue Granaten heran. Erst als es
hell wurde, stellte die feindliche Batterie ihr Feuer ein. Langsam und
vorsichtig näherte man sich der Stätte der Verwüstung. Ein schauerlicher
Anblick bot sich da. Voll-kommen verkohlt, Arme und Beine verkrampft nach oben
gerichtet, lagen die Leichen der gefallenen Kameraden inmitten der
niedergebrannten Baracken. Nicht weniger als 19 Tote, darunter Hauptmann Junge,
Leutnant Büttler und Hügel, sowie 55 Verwundete hatte die nächtliche
Beschießung gekostet. Fast das gesamte Gepäck, der größte Teil der Ausrüstung
und Bekleidung, sowie einige Pferde und Fahrzeuge waren den Flammen zum Opfer
gefallen. Erschütternd war der Eindruck dieser Katastrophe für alle, die sie
miterlebt.“
aus:
„Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933
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