Freitag, 13. Juli 2018

13. Juli 1918







„Da – gegen 4 Uhr morgens ein ohrenbetäubender Knall, kurz darauf ein zweiter. Was war das? Aus dem Schlafe geschreckt, lag man mitten im Feuer. Rings herum brannte es, die Baracken waren verschwunden. Verzweifelte Hilferufe unter brennenden Trüm-mern. „Da drunten liegt unser Hauptmann, rettet ihn,“ gellte es durch die Nacht. Da-zwischen wimmerten Verwundete. Pferde rasten über den Brandplatz. Leute rannten halbnackt nach allen Seiten auseinander.
„Das Lager wird beschossen!“ schrie irgend einer. Im selben Augenblick zwei zuckende Blitze, ein infernalisches Heulen, zwei donnernde Einschläge. Das Lager lag unter dem Feuer schwerer Artillerie – die Folge des feindlichen Fliegerbesuches gestern morgen. Es war ein Bild des Schreckens. Nur in Hemd und Unterhose rannte jeder um sein Leben. Immer wieder sausten ein paar schwere Geschosse auf unser Lager nieder. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel hatten die ersten Granaten eingeschlagen und furchtbar getroffen. Eines der hochbrisanten Geschosse hatte als Volltreffer in eine Mannschafts-baracke, das andere mitten in die Offiziersbaracke getroffen und beide in Atome zer-rissen. In wenigen Minuten war das Lager verlassen. Haushoch loderten die Flammen. Gierig fraß das Feuer alles bis zum letzten Rest. Dazwischen knallte die zurückge-bliebene Munition wie ein Feuerwerk. Unablässig heulten neue Granaten heran. Erst als es hell wurde, stellte die feindliche Batterie ihr Feuer ein. Langsam und vorsichtig näherte man sich der Stätte der Verwüstung. Ein schauerlicher Anblick bot sich da. Voll-kommen verkohlt, Arme und Beine verkrampft nach oben gerichtet, lagen die Leichen der gefallenen Kameraden inmitten der niedergebrannten Baracken. Nicht weniger als 19 Tote, darunter Hauptmann Junge, Leutnant Büttler und Hügel, sowie 55 Verwundete hatte die nächtliche Beschießung gekostet. Fast das gesamte Gepäck, der größte Teil der Ausrüstung und Bekleidung, sowie einige Pferde und Fahrzeuge waren den Flammen zum Opfer gefallen. Erschütternd war der Eindruck dieser Katastrophe für alle, die sie miterlebt.“

aus: „Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933

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