„Der 27. Juni
verläuft auffallend, fast unheimlich, ruhig, doch um 2 Uhr morgens geht die
Hölle los. Granate auf Granate heult heran, Schrapnells pfeifen über den
Graben, Leute werden verschüttet und wieder ausgegraben. Qualm und Sand füllt
die ganze Stellung. Alles kauert am Grabenrand, das Gewehr in der Faust. Die
M.-G. schütten Wasser durch ihre versandeten Gewehre, um sie wieder feuerbereit
zu machen. Teilweise in zehn Glieder tief stürmen sie heran, doch vergebens. In
hervorragender Weise haben besonders die 3. und 4. Kompagnie mit den M.-G. den
Angriff unter schweren Verlusten abgewiesen. Im Sturmschritt eilten die
Reservekompagnien mit aufgepflanztem Seitengewehr zur Unterstützung heran. Der
Feind hat genug. Die strahlend aufsteigende Sonne zeigt die Russen im wilden
Zurückfluten; mühsam kriechend suchen die Verwundeten Deckung. Die russischen
Gefangenen sehen aber mit Entsetzen im Gesicht und verstört auf unsere
Regimentsnummer!
Bei der Abwehr des
überaus starken russischen Angriffs hat sich außer den vorerwähnten Kompagnien
noch besonders der Gewehrführer Unteroffizier Blaich der M.-G.-K. hervorgetan.
Vor seinem Gewehr lagen die zusammengeschossenen Angreifer in großer Zahl. Während
des Hauptangriffs versagt sein Gewehr. Durch den Einschlag von Granaten in
unmittelbarer Nähe werden zwei Mann seiner Bedienung und das Gewehr selbst
außer Gefecht gesetzt. Der tapfere Blaich verliert die Ruhe trotz der gebotenen
Eile nicht. Wie auf dem Schießstand macht er den notwendig gewordenen Lauf- und
Schloßwechsel und ist gerade damit fertig, als der Feind noch wenige Sprünge
von seinem Gewehr entfernt ist! – Nur Kaltblütigkeit, Entschlossenheit und ein tapferes
Herz kann solche Leistungen in solcher Lage vollführen. Als Lohn war ihm das E.
K. I zugedacht, doch fiel der tapfere Held noch vor der Verleihung wenige
Wochen später bei Katschka.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg
1914–1918ׅ, Stuttgart 1921
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