Montag, 1. Juni 2015

1. Juni 1915



„Die I. Abteilung war unter ihrem Führer, Hauptmann Fuchs, also wieder eingesetzt und zwar mit 2 Batterien; die 2. Batterie unter ihrem neuen Führer, Hauptmann d. R. v. Varnbüler (Walter) mit 6 Geschützen (außer ihren 4 eigenen Geschützen einem zugeteilten Zug der 1. Batterie) und der 3. Batterie (Hauptmann Wolf); ein Zug der 1. Batterie stand rückwärts bei Farbus als Flak-Zug, wurde aber am 3. Juni auf Befehl der Division Vollbrecht nach vorn geholt, um ausgefallene Geschütze der Abteilung zu ersetzen. Daß nur 2 Batterien eingesetzt wurden, hatte seinen Grund darin, daß zu wenig Platz vorhanden war. Hinter der ganzen Folie-Höhe standen noch in unserem Abschnitt leichte und schwere Batterien der 115. Inf.-Division und 5. bayr. Res.-Division dicht gedrängt. Eine noch größere Anhäufung von Artillerie auf diesem kleinen Raume hätte nur unnütze Verluste zur Folge gehabt, und so mußte von zwei Übeln das kleinere gewählt werden, daß für den etwa zwei Kilometer breiten Regimentsabschnitt statt 3 nur 2 Batterien zur Verfügung standen, dafür diese aber meist voll bestückt waren. Wie richtig dieses Verfahren war, bewiesen die folgenden Tage, in denen täglich feindliche Angriffe abgeschlagen wurden. Die Beobachter waren stets auf ihrem Posten am Rande des Parkes La Folie, das Auge blieb unverwandt auf den Feind gerichtet und suchte den Qualm der sturmgepeitschten Erde zu durchdringen, um den feindlichen Angriff zu erspähen.
So stand auch am 1. Juni, abends 7 Uhr, der Führer der 3. Batterie, Hauptmann Wolf, wieder am Scherenfernrohr und gab gerade seine letzten Weisungen für den bevorstehenden Angriff, da berstet eine schwere Granate neben ihm und rafft ihn hinweg. Die Trümmer einer kleinen Sandsackmauer, die vor ihm aufgeschüttet war, begruben den leblosen Leib. Gleichzeitig erkannte der Feind die Beobachtungsstelle an den herumliegenden Trümmern, die von der Abendsonne grell beschienen wurden. Heftiges Feuer schlug an die Stelle, an der der Hauptmann verschüttet lag, vielleicht doch noch nach Atem rang. Des Feuers ungeachtet, ja mit verhaltenem Zorn, sprangen die Offiziere und Mannschaften seiner Umgebung herbei, gruben den Leichnam ihres geliebten Batterieführers aus und bargen ihn im nächsten Unterstand. Leutnant Fischer übernahm vorläufig die Führung der verwaisten Batterie, die er auch mit großer Umsicht leitete, und trug durch sein vorzügliches Schießen wesentlich zu den Erfolgen seiner Abteilung bei. Nicht minder bewährte sich als vorgeschobener Beobachter Leutnant d. R. Schneider der 2. Batterie, der besonders in Neuville durch seine Kaltblütigkeit ganz hervorragendes leistete und durch sein vortreffliches Schießen unserer hartbedrängten Infanterie manches besonders gefährliche feindliche Maschinengewehr und manchen feindlichen Stützpunkt aus dem Weg räumte.“

aus: „Das Württembergische Feld-Artillerie.-Regiment Nr. 116 im Weltkrieg“ Stuttgart, 1921


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