Samstag, 5. Dezember 2015

5. Dezember 1915


„Einige Lazarette waren ausgezeichnet eingerichtet und wurden warm und sauber gehalten. Hier lagen die Verwundeten auf richtigen Strohsäcken, hatten Kissen, Decke und reine Wäsche, gutes Essen und genügend Arznei. Andere Lazarette bestanden aus kahlen Holzbaracken, in denen die Verwundeten auf schlechten Strohsäcken und oft, wenn alles überfüllt war, auch auf dem nackten Boden auf den Treppen und in den Korridoren lagen. Ungeziefer und Schmutz lassen sich nicht beschreiben. Manchmal bestand das Personal für 200 schwerverwundete Gefangene aus einem Feldscher und zwei Schwestern.
Verbandstoffe und Medikamente wurden knapp. Viele Gefangene mußten Amputatio-nen selbst mehrerer Glieder ohne Narkose aushalten.
Im Lazarett angekommen, wurden die Gefangenen registriert und mußten ihr Eigentum abgeben. Sie erhielten eine spezielle Spitalswäsche und wurden in den Krankensälen untergebracht. Bei der Beschreibung der Lazarette kehren einige Motive häufig wieder. So seien die russischen Ärzte faul und unfähig gewesen.“

aus: Georg Wurzer: „Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Rußland im ersten Weltkrieg“, Dissertation, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, 2000 (Seite 47)

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