Freitag, 16. Juni 2017

16. Juni 1917


„Auch das Reservebataillon in Rues de Vignes blieb nicht frei vom Arbeitsdienst: eine Zeitlang hatte es an der von Le Pavé nach Vaucelles herunter führenden Siegfried-stellung zu bauen und setzte außerdem täglich die Stollenarbeit im Ort selbst fort. Daneben wurde in regelmäßigen Exerzier- und Schießübungen die Waffenfertigkeit und Gefechtsdisziplin gefördert, vor allem aber der Ausbildung zum leichten Maschinen-gewehr besondere Aufmerksamkeit zugewandt, da von dieser Waffe anfangs Juli die ersten Stücke ausgegeben wurden. Zunächst erhielt jede Infanteriekompagnie nur eines zugewiesen, aber bald steigerte sich die Ausstattung bis zu 6, so daß das Regiment über 72 leichte Maschinengewehre und 36 schwere verfügte, während bei Kriegsausbruch das Infanterieregiment lediglich mit 6 schweren ausmarschiert war. Die Ausbildung erforderte monatelang viel Arbeit, aber der Infanterist unterzog sich ihr gerne, da er wohl wußte, was für eine wertvolle Waffe ihm mit dem Maschinengewehr in die Hand gedrückt wurde. Im übrigen war der Dienst den Leuten nicht unwillkommen, da das von jedem Verkehr abgeschnittene Rues de Vignes nicht die geringste Abwechslung bot, und nichts die einförmige Lebensweise unterbrach, als mal ein aufregender Luftkampf oder der Angriff auf einen Fesselballon, die täglich stattfindenden Konzerte der Militär-kapelle oder Turnspiele der Kompagnien am Kanalufer, wo weit ausgedehnte Wiesen auch die Abhaltung größerer Feste ermöglichten.“

aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920


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