„Auch
das Reservebataillon in Rues de Vignes blieb nicht frei vom Arbeitsdienst: eine
Zeitlang hatte es an der von Le Pavé nach Vaucelles herunter führenden
Siegfried-stellung zu bauen und setzte außerdem täglich die Stollenarbeit im Ort
selbst fort. Daneben wurde in regelmäßigen Exerzier- und Schießübungen die
Waffenfertigkeit und Gefechtsdisziplin gefördert, vor allem aber der Ausbildung
zum leichten Maschinen-gewehr besondere Aufmerksamkeit zugewandt, da von dieser
Waffe anfangs Juli die ersten Stücke ausgegeben wurden. Zunächst erhielt jede
Infanteriekompagnie nur eines zugewiesen, aber bald steigerte sich die
Ausstattung bis zu 6, so daß das Regiment über 72 leichte Maschinengewehre und
36 schwere verfügte, während bei Kriegsausbruch das Infanterieregiment
lediglich mit 6 schweren ausmarschiert war. Die Ausbildung erforderte
monatelang viel Arbeit, aber der Infanterist unterzog sich ihr gerne, da er
wohl wußte, was für eine wertvolle Waffe ihm mit dem Maschinengewehr in die
Hand gedrückt wurde. Im übrigen war der Dienst den Leuten nicht unwillkommen,
da das von jedem Verkehr abgeschnittene Rues de Vignes nicht die geringste
Abwechslung bot, und nichts die einförmige Lebensweise unterbrach, als mal ein
aufregender Luftkampf oder der Angriff auf einen Fesselballon, die täglich
stattfindenden Konzerte der Militär-kapelle oder Turnspiele der Kompagnien am
Kanalufer, wo weit ausgedehnte Wiesen auch die Abhaltung größerer Feste
ermöglichten.“
aus: „Die
Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920
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