„Am
6. Juni kreisten vier feindliche Flieger über der Hilsenfirststellung, die
Nacht vom 6. auf den 7. verlief völlig ruhig. Schlag 8 Uhr vormittags beginnt
starke feindliche Feuereinwirkung auf die Gipfelstellung. Wie im Sommer 1915
nützen die Franzosen die Möglichkeit, den Hilsenfirst unter Flankenfeuer zu
nehmen, gründlich aus. Sämtliche Feindbatterien des Abschnitts legen
konzentrisches Feuer auf die vorderste Linie, schwere Flügelminen geben den
Gräben den Rest. Im Stollen 28, dem Ulanenbahnhof, sind von drei Ausgängen zwei
verschüttet. Der Drahtverhau vor den Linien ist zerstört und als gleichzeitig
mit dem Erscheinen von drei französischen Fliegern das Feuer auf die
Anmarschstraßen gelegt wird, befiehlt die Abschnittsleitung in Erwartung eines
Angriffs erhöhte Alarmbereitschaft. Sicherungsposten in den zerschossenen
Gräben werden vom Langenfeldkopf mit Maschinengewehren beschossen, gegen 4 Uhr
nach-mittags setzt unser Abwehrfeuer ein und wirkt mit gutem Erfolg gegen die
Werke 1, 2 und 4 des Gegners. Der steigert gegen Abend noch einmal sein
Artilleriefeuer, um nach zwölfstündiger Beschießung ebenso unerwartet
aufzuhören, wie er am Morgen begon-nen hatte. Nur noch vereinzeltes
Störungsfeuer liegt auf der vordersten Kampflinie, in der fieberhaft am Wiederaufbau
der Verhaue und Gräben gearbeitet wird. Leider ist durch einen Volltreffer auf
den Stollen 22 bei der 3. Kompagnie ein schwerer Verlust zu verzeichnen,
Unteroffizier Siegmund, 2 Gefreite und 5 Mann finden dabei den Tod. Gegen die
Abschnitte B und C schickt der Gegner verschiedene Patrouillen vor, die von den
Sicherungsposten glatt abgewiesen werden.
Inzwischen
sind Regiments- und Korpsreserve näher herangezogen worden. Die erste Linie wird durch weitere
Maschinengewehre verstärkt. Mit Tagesanbruch beginnt am 8. Juni erneut
planmäßiges Zerstörungsfeuer durch Artillerie und Minenwerfer, das den ganzen
Tag anhält. Einen sehr heftigen Feuerüberfall, der gegen 7 Uhr abends einsetzt,
stoppt unser eigenes Abwehrfeuer. Drei Stunden später geht die Schießerei noch
einmal los, diesmal heftiger als je zuvor. Alles erwartet einen Angriff; da die
Fernsprech-leitungen abgeschossen sind, ist die Verbindung nach rückwärts nur
durch Lichtsignale und Relaisposten möglich. Das Hochgehen von weißen und
grünen Leuchtkugeln beim Gegner ist für unsere Artillerie das Signal zu
gutsitzendem Sperrfeuer, das probeweise Tacken gefechtsbereiter
Maschinengewehre mag dem Franzmann gezeigt haben, daß die Schützen gerüstet
sind. Jedenfalls hat er es vorgezogen, gar nicht erst einen Versuch zu machen;
die Ursachen der Beschießung sind auf einen Beunruhigungsversuch der Franzosen
zurückzuführen, die ihren Großangriff im Raume Soissons – Reims durch derartig
aufgezogene Scheinangriffe und Feuerüberfälle an anderen Frontabschnitten
verschleiern wollten.“
aus: „Die
Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933
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