„13.
8. 17. Der Tag graut, trüber wickelt sich die Gegend aus der Dämmerung. Müde
und angerackert erhebt man sich. Doch plötzlich bricht mit hellem Glanz die
Sonne hervor und in blendendem Licht liegt alles da. Schon beginnt ein rumänisches M. G. zu rattern,
verflucht nah. Alles geht in Stellung und wartet. Langsam nähert sich das
Geknatter unserer Gegend. Feindliche Artillerie überschüttet uns mit ihren
Zuckerhüten. Unser 3. Zug ist schon im Feuerkampfe mit dem Gegner, der von
rechts umgehen will. Der Rumäne kommt in unser Flankenfeuer und schwankt. Dem
3. Zug auf dem Cosna-Gipfel steht eine ungeheure Übermacht gegenüber. Ein
schweres Feuer von Infanterie, M. G., Schrapnells, Granaten und Handgranaten
prasselt auf uns paar Leute hernieder und auf unsere preußischen M. G. Oben
habe ich toll zu tun, zusammen mit Dr. Lenz und zwei Krankenträgern verbinde
ich. Ein Mann liegt ganz links weit vor der deutschen Linie ganz oben auf der
Höhe mit Kopfschuß. Wie ich ihn verbinde, krabbeln auf drei Meter Entfernung
einige Rumänen den Steilhang herauf. Mein Begleiter schießt. Als Antwort kommt
eine Handgranate, ohne zu schaden. Wir schleppen den Verwundeten zurück,
aufrecht im feindlichen Feuer. Weitere Verwundete folgen, werden von leicht
verwundeten Kameraden zurückgebracht; immer mehr. Unser Verbandplatz liegt
unmittelbar hinter der Kampflinie in einem Granattrichter, 20 m unterhalb des
Gipfels. Der Kampf wird rasend! Ein unglaubliches Feuer liegt auf uns. Den Lärm
vermehrt das Krachen unserer Artilleriegeschosse, die haarscharf über unsere
Köpfe hinweg in die Rumänen fahren.
Leutnant Hummel fällt. Mit Leutnant Stellrecht schleppe ich ihn zum
Verbandplatz. Bauchschuß, aussichtslos, Schlagaderverletzung, nach fünf Minuten
tot. Den M. G. geht die Munition aus; sie packen zusammen. Krankenträger nehmen
die Schwerverwundeten auf den Rücken und rasen den Berg hinab. Das rumänische
Feuer hat sich noch gesteigert. Granaten explodieren dicht neben unserem neuen
Granatloch-Verbandplatz, über uns platzen Schrapnells. Unten rüber, uns
umgehend, drängen die Rumänen. Wenn wir nicht gefangen werden wollen, dann wird’s
Zeit. Dr. Lenz und ich sausen los. Rechts nördlich sind die Rumänen noch 10 m
von uns weg, bis zur Deckung sind es noch 50 m. Endlich, endlich sind wir bei
unsern Leuten in der Deckung. Verstärkung trifft ein. Die Rumänen berennen die
Hänge von Norden und Osten, die wir zusammen mit den Bayern reichlich dünn
besetzt halten. Spät am Abend komme ich zur Ruhe, auf dem Verbandplatz schlafe
ich wie ein Toter, meine Kompagnie finde ich nicht mehr. Ich finde sie am 14.
August morgens im Gestrüpp lagernd. Die Kompagnie hat gestern 40 Mann verloren.
Ein allgemeiner Angriff der Rumänen mittags wird in wahnsinnigem Trommelfeuer
unserer Geschütze erstickt. Das Rollen, Zischen, Poltern über unsere Köpfe
hinweg ist grauenerregend.“
aus: „Die Geschichte der Württembergischen
Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933
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