Sonntag, 27. August 2017

27. August 1917


„Durch starken Regen am 26. August abends sind die Gräben völlig verschlammt, alle Granattrichter voll Wasser. Das nach kurzer Ruhe notgedrungen schon wieder eingesetzte I. Bataillon drängt auf baldige Ablösung; sie wird ihm auf 28. August früh versprochen. Doch vorher hat das Bataillon Gelegenheit, noch zu beweisen, daß selbst eine stark ermüdete und durch Feuer und Verluste in der Gefechtskraft geschwächte Truppe (z. B. die 2. Kompagnie nur noch 20 Mann in der Stellung) Großes zu leisten vermag.
Schlagartig beginnendes Trommelfeuer leitete am 27. August 1917 gegen 2.45 Uhr nachmittags einen Großkampf ein. Schon 2.50 Uhr nachmittags ging die feindliche Infanterie in dichten Schützenlinien mit Flammenwerfern, von denen ein Träger bren-nend zu Boden stürzte, von Langemarck aus vor, während zahlreiche englische Flieger aus geringer Höhe unsere vordere Stellung mit Maschinengewehren beschossen; ihre Tätigkeit litt aber dann erheblich unter dem einsetzenden Regen und Wind.
Angesichts der englischen Angriffswellen ging nun durch die ermüdeten Grenadiere sofort wie ein elektrischer Funke das Kampffeuer. Im Nu war alles feuerbereit. Die Schützen und die Maschinengewehre eröffneten ein mörderisches Feuer auf den im aufgewühlten und aufgeweichten Boden mühsam heranstapfenden Gegner, der nach Augenzeugen kaum 100 Meter vorzukommen vermochte. Der Angriff wurde von der 1., 2. und 4. Kompagnie und den Maschinengewehren glänzend abgewiesen. In Unordnung und mit schweren blutigen Verlusten flutete der Feind zurück.
Der Kompagnieführer der 2. Kompagnie berichtete nach dem Kampf: Alle Führer und die wenigen Grenadiere der Kompagnie haben im schwersten englischen Granat- und Schrapnellfeuer, beunruhigt noch durch zahlreiche Kurzschüsse einer eigenen 15-cm-Haubitzbatterie unmittelbar hinter und in unserer Trichterlinie, mit bewundernswerter Ruhe, Tapferkeit und Entschlossenheit unter höchst ungünstigen Witterungsverhält-nissen aus- und standgehalten in gehobener Stimmung, hervorgerufen durch den großen Erfolg des Tages, der ganz auf unserer Seite war, bei verhältnismäßig sehr geringen Verlusten (nur 2 Leichtverwundete).
Ähnlich war es bei den anderen Kompagnien. Die 4. Kompagnie am linken Flügel hatte jederzeit Augenverbindung mit dem links anschließenden Res.-Regt. 120. Die am Kampftage selbst auftauchende, wenig angenehm berührende Nachricht, daß der Gegner bei 4./119 eingedrungen und von hier gegen die rechte Flanke des linken Nachbar-regiments (Res.-Regt. 120) vorgegangen sei, war lediglich Erfindung oder Wahnvor-stellung..“


aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

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