Samstag, 19. August 2017

19. August 1917


„Gros und Reserve standen bei Tagesanbruch in dem waldigen Kessel 1 km westlich 491, die Vorhut 500 m weiter ostwärts vorgeschoben in Büschen dicht südlich der Rus-senkuppe.
Von 11 – 12 Uhr vormittags vereinigte die Artillerie der 117. Inf.-Division das Feuer sämtlicher Kaliber im Raume 788 – 692 – 733. Schlag 12 Uhr: Sturm!
Der Angriff ging vollkommen planmäßig vor sich. Es war ein selten schöner Tag; wol-kenlos blauer Himmel mit strahlendem Sonnenschein erleichterte die Beobachtung, erschwerte aber auch die Vorwärtsbewegung in Sicht des Feindes. Unter dem Feuer-schutz der Werfer-Kompagnie durchschnitt eine Gruppe der 5. Gebirgs-Kompagnie unter Führung des Vizefeldwebels Friedel das rumänische Drahthindernis an der von Oberleutnant Rommel gewählten Einbruchstelle, an welche sich die Vorhut ab 9 Uhr morgens vorsichtig heranschob. Beim Abstieg gegen 491 gab es trotzdem Verwundete, dann aber stieg die Vorhut im Walde und Gestrüpp, vom Feinde nicht bemerkt, gegen die Einbruchstelle auf und hielt etwa 50 m unterhalb des Drahtverhaus, während Leut-nant Wöhler mit 6 leichten Minenwerfern die Einbruchstelle, die gesamte Artillerie der Division die Höhe 788 unter Feuer hielt. Schlag 12 Uhr mittags brach der Vortrupp in die Stellung der Rumänen ein. Voraus Gruppe Friedel, deren schneidiger Führer im Handgemenge fiel, drang die Vorhut in die erste rumänische Stellung, und dem fliehenden Feinde folgend, sofort in die 600 m dahinter liegende zweite feindliche Stellung ein. Unter ohrenbetäubendem Lärm, im wütenden Feuer der Rumänen und im dröhnenden Krachen der eigenen und feindlichen Granaten drangen die Gebirgs-Kompagnien durch beide Stellungen durch und erweiterten die Eibruchstelle sofort nach Norden (5.), nach Osten (1.) und nach Süden (4. Geb.-Komp). Leutnant Leuze mit 2. M. G.-Komp. sicherte die Einbruchstelle selbst, Der Heeres-Stoßtrupp stieß über die 5. Gebirgs-Kompagnie hinaus nach Norden vor.
Auf flüchtende Haufen von Rumänen und auf feuernde M. G. und Geschütze bei Nicoresti eröffneten die Gebirgs-Kompagnien ein rasendes Feuer aus Karabinern und M. G. Auffahrende Batterien wurden zusammengeschossen; es war ein voller Erfolg! Auf der Eisenbahn bei Tirgul Ocna in 4000 m Entfernung spielte sich ein Riesenbetrieb ab.
Mehr als 500 Gefangene und dutzende M. G. waren der Vorhut in die Hand gefallen. Nun wäre es Aufgabe des Gros gewesen, auf die Vorhut rasch aufzuschließen und dieser dadurch weiteres Vorstoßen zu ermöglichen. Aber kein Gros folgte nach: Das bay-erische Bataillon I./18 hatte sich unterwegs ablenken lassen und hatte sich auf dem rechten Flügel seines Regiments mit Front nach Norden festgelegt. Vergeblich wartete die Vorhut auf die Verstärkung durch das Gros. 4 Uhr nachmittags schloß die Gruppen-Reserve unter Hauptmann Gößler auf die Vorhut auf. Inzwischen hatte der Rumäne wieder festen Fuß gefaßt und es hätte erneuter Artillerie-Vorbereitung bedurft, um den Angriff fortzusetzen. Gegen einen rumänischen Angriff von Norden wurde die 6. Gebirgs-Kompagnie zwischen die 1. und 5. eingeschoben, dann kam die Dämmerung. Es blieb nichts anderes übrig, als da zu bleiben, wo man war, nach links Verbindung mit I./18, nach rechts mit Res,-Inf.-Regt. 22 aufzunehmen, das in todesmutigem Ansturm über offenes Gelände nach Wegnahme des Cosna-Gipfels gegen Abend in die starke rumänische Stellung auf der Höhe 692 eingedrungen war. Seine Verluste waren dementsprechend schwere. Rückwärtige Bewegungen beim Feinde wurden erkannt, aber seine Nachhuten hielten überall hartnäckig ihre Stellungen, dicht vor der Front des ganzen K. u. K. VIII. Korps.



aus: „Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933

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