„Gros und Reserve standen bei Tagesanbruch
in dem waldigen Kessel 1 km westlich 491, die Vorhut 500 m weiter ostwärts
vorgeschoben in Büschen dicht südlich der Rus-senkuppe.
Von 11 – 12 Uhr vormittags vereinigte die
Artillerie der 117. Inf.-Division das Feuer sämtlicher Kaliber im Raume 788 –
692 – 733. Schlag 12 Uhr: Sturm!
Der Angriff ging vollkommen planmäßig vor
sich. Es war ein selten schöner Tag;
wol-kenlos blauer Himmel mit strahlendem Sonnenschein erleichterte die
Beobachtung, erschwerte aber auch die Vorwärtsbewegung in Sicht des Feindes.
Unter dem Feuer-schutz der Werfer-Kompagnie durchschnitt eine Gruppe der 5.
Gebirgs-Kompagnie unter Führung des Vizefeldwebels Friedel das rumänische
Drahthindernis an der von Oberleutnant Rommel gewählten Einbruchstelle, an
welche sich die Vorhut ab 9 Uhr morgens vorsichtig heranschob. Beim Abstieg
gegen 491 gab es trotzdem Verwundete, dann aber stieg die Vorhut im Walde und
Gestrüpp, vom Feinde nicht bemerkt, gegen die Einbruchstelle auf und hielt etwa
50 m unterhalb des Drahtverhaus, während Leut-nant Wöhler mit 6 leichten
Minenwerfern die Einbruchstelle, die gesamte Artillerie der Division die Höhe
788 unter Feuer hielt. Schlag 12 Uhr mittags brach der Vortrupp in die Stellung
der Rumänen ein. Voraus Gruppe Friedel, deren schneidiger Führer im Handgemenge
fiel, drang die Vorhut in die erste rumänische Stellung, und dem fliehenden
Feinde folgend, sofort in die 600 m dahinter liegende zweite feindliche
Stellung ein. Unter ohrenbetäubendem Lärm, im wütenden Feuer der Rumänen und im
dröhnenden Krachen der eigenen und feindlichen Granaten drangen die Gebirgs-Kompagnien
durch beide Stellungen durch und erweiterten die Eibruchstelle sofort nach
Norden (5.), nach Osten (1.) und nach Süden (4. Geb.-Komp). Leutnant Leuze mit
2. M. G.-Komp. sicherte die Einbruchstelle selbst, Der Heeres-Stoßtrupp stieß
über die 5. Gebirgs-Kompagnie hinaus nach Norden vor.
Auf flüchtende Haufen von Rumänen und auf
feuernde M. G. und Geschütze bei Nicoresti eröffneten die Gebirgs-Kompagnien
ein rasendes Feuer aus Karabinern und M. G. Auffahrende Batterien wurden
zusammengeschossen; es war ein voller Erfolg! Auf der Eisenbahn bei Tirgul Ocna
in 4000 m Entfernung spielte sich ein Riesenbetrieb ab.
Mehr als 500 Gefangene und dutzende M. G.
waren der Vorhut in die Hand gefallen. Nun wäre es Aufgabe des Gros gewesen,
auf die Vorhut rasch aufzuschließen und dieser dadurch weiteres Vorstoßen zu
ermöglichen. Aber kein Gros folgte nach: Das bay-erische Bataillon I./18 hatte
sich unterwegs ablenken lassen und hatte sich auf dem rechten Flügel seines
Regiments mit Front nach Norden festgelegt. Vergeblich wartete die Vorhut auf
die Verstärkung durch das Gros. 4 Uhr nachmittags schloß die Gruppen-Reserve
unter Hauptmann Gößler auf die Vorhut auf. Inzwischen hatte der Rumäne wieder
festen Fuß gefaßt und es hätte erneuter Artillerie-Vorbereitung bedurft, um den
Angriff fortzusetzen. Gegen einen rumänischen Angriff von Norden wurde die 6.
Gebirgs-Kompagnie zwischen die 1. und 5. eingeschoben, dann kam die Dämmerung.
Es blieb nichts anderes übrig, als da zu bleiben, wo man war, nach links
Verbindung mit I./18, nach rechts mit Res,-Inf.-Regt. 22 aufzunehmen, das in
todesmutigem Ansturm über offenes Gelände nach Wegnahme des Cosna-Gipfels gegen
Abend in die starke rumänische Stellung auf der Höhe 692 eingedrungen war.
Seine Verluste waren dementsprechend schwere. Rückwärtige Bewegungen beim
Feinde wurden erkannt, aber seine Nachhuten hielten überall hartnäckig ihre
Stellungen, dicht vor der Front des ganzen K. u. K. VIII. Korps.“
aus: „Die Geschichte der Württembergischen
Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933
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