Montag, 21. August 2017

21. August 1917


„Während in der folgenden Nacht Gren.-Reg. 119 und Regiment 125 in vorderster Linie ablösten, blieb das Regiment „Stoßregiment“; keine leichte Aufgabe bei absolut unge-klärten und wechselnden Verhältnissen! In stetiger Alarmbereitschaft, jeden Augenblick gewärtig, zum Gegenstoß eingesetzt zu werden, lagen die Kompagnien schwerer Be-schießung des Hintergeländes nahezu preisgegeben. Wie ganz anders gestaltete sich das Gelände gegenüber der wechselreichen, welligen Gegend an der Scarpe bei Arras. Wohl hat Flandern seine Reize, dem Regiment nur zu bekannt vom Frühjahr 1916 her, doch hier inmitten des Großkampfes hatte der Soldat weder Zeit noch Sinn dafür. Ebenes und trotzdem durch Buschwerk, Sträucher, Bäume verdecktes Gelände breitete sich weithin aus – langgestreckte Dörfer, viele einzelne Gehöfte, zum großen Teil verlassen oder bereits in Trümmer geschossen, wiesen auf sonst dichte Bevölkerung hin. Ganz verein-zelt finden sich Betonunterstände bisheriger rückwärtiger Linien, aufgebaut zu ebener Erde, da das Grundwasser kein Eingraben gestattete, alte Gräben von geringer Tiefe, Granattrichter bilden die einzige Deckung und gleichzeitig mäßigen Schutz gegen Fliegersicht. Längst ist die starre Verteidigung aufgegeben, zerstreut im Gelände liegen die Kompagnien, Züge oder M.-G.-Gruppen. Umso mehr Selbsttätigkeit tritt an jeden einzelnen, nur von dem einen Gedanken beseelt, der Feind darf nicht durch!
Über freies Gelände suchen die vorgesandten Patrouillen Verbindung mit den vorne liegenden Regimentern, die Nachrichtenmittel sind öfters zerstört. Im fortgesetzten Wechsel wurden Kompagnien und Bataillone in Front und Flanke als Reserve tagsüber zur Verwendung der kämpfenden Truppen gestellt, dann wieder in die Lager zusam-mengezogen, hierbei am 21. August schwerer Beschießung und großer Verluste ausge-setzt. Das II. Bataillon hatte das I./119 nach wütendem Kampf bei Pölkapelle auf zwei Tage abgelöst und dadurch zwei anstrengende Kampftage hinter sich, ehe das Regiment ganz eingesetzt wurde.


aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921

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