„Im
Mittelgebirge der Vogesen hatten Ausrüstung und Ausbildung für die
bevorste-hende neue große Aufgabe begonnen, hier am Fuße der Hochalpen wurden
die äußer-lichen und innerlichen Vorbereitungen zum Gelingen des gewaltigen
Vorhabens mit dem größten Eifer fortgesetzt. Es war noch viel zu tun.
Was
wir zur Vervollständigung unserer Gebirgsausstattung nicht mehr selbst
beschaffen konnten, stellten uns die Österreicher leihweise aus ihren großen
Vorräten zur Verfü-gung, so Gebirgsstöcke und Gebirgskaretten. Die Karetten
waren zweiräderige Wägel-chen mit Doppeldeichsel für ein Pferd, stark gebaut,
leicht beweglich, auch auf schma-len Pfaden verwendbar, sie dienten zur
Fortschaffung allen möglichen Geräts, vornehm-lich der schweren und leichten
Maschinengewehre. Leihweise erhielten wir von unseren Bundesgenossen auch
prächtige Tragetierchen und Maulesel, deren Leistungsfähigkeit wir in Serbien
schon schätzen gelernt hatten. Leider war ihre Zahl nicht hinreichend, so daß
auch leichtere Pferde unserer Bestände in die Tragtierkolonne eingereiht werden
mußten.
Gleichzeitig
mit den Tieren wurden hölzerne, gut gepolsterte Tragsättel geliefert als
Unterlage für die Lasten, ferner Kochkisten und Tragekörbe zur Aufnahme von
Gepäck aller Art, wie Lebensmittel, Munition, Handgranaten, Leuchtsignale.
Bedauerlich war, daß mit den Tragtieren nicht zugleich Führer, wie seinerzeit
in Serbien, überwiesen werden konnten. Unbedingtes Erfordernis war es daher,
daß wir uns selbst eingehend mit der Behandlung der Tragtiere, deren Sattelung
und Beladung vertraut machten. Dankbar wurde es begrüßt, daß der K. u. K.
österreichische Oberleutnant Sakoli auf einige Tage zum Regiment kommandiert
wurde, um uns aus dem Born seiner reichen Erfahrungen hierin zu unterweisen. Er
verstand es ausgezeichnet, durch frische, mit Humor gewürzte Vorträge und
praktische Vorführungen uns Verständnis für die Wich-tigkeit dieses Dienstes und
für dessen zweckentsprechende Handhabung beizubringen. Druckschäden waren sehr
gefürchtet, sie entstanden leicht, heilten aber sehr schwer. Gedrückte Tiere
fielen der Truppe aus, die ihnen anvertraute Last ging ihr verloren.
Sehr
viel Kopfzerbrechen machte die Einteilung des Trosses. Reiflich mußte erwogen
werden, was zurückgelassen werden konnte und was unbedingt bei der Truppe
mitge-nommen werden mußte. Wir waren uns klar, daß wir in nächster Zeit
lediglich auf die Tragetiere und Gefechtsbagage angewiesen sein würden. Für die
Bedürfnisse der Truppe in Ruhe durfte demnach nur das Allernotwendigste
mitgeführt werden, eine Überlastung der Tragetiere konnte die rechtzeitige
Zufuhr von Munition und Sanitätsausrüstung gefährden. Viel war schon vom Elsaß
aus dem Ersatzbataillon zugeführt worden, viel mußte noch hier bei Klagenfurt
abgestellt werden. Jedes Bataillon verfügte über etwa 60 Tragetiere, einem
besonderen Führer unterstellt, der verantwortlich dafür zu sorgen hatte, daß
beim Eintritt in ein Gefecht sofort Maschinengewehre mit Munition bereit waren
und daß der Nachschub keine Stockung erlitt.
Kompagnien
und Bataillone übten in voller Gebirgsausrüstung mit vollständig belade-nem
Troß, um noch Erfahrungen zu sammeln und um Führer wie Mann mit den besonderen
Eigentümlichkeiten der Märsche und Kämpfe im Hochgebirgsland vertraut zu
machen. Die Anforderungen wurden nach und nach gesteigert, schließlich wurden
steile Hänge mit Marschgepäck erklommen. Lust und Liebe zu der dankbaren
Aufgabe, die uns bevorstand, ließ alle Anstrengungen leicht ertragen. Zur
Besteigung schwieriger Berggipfel unter Führung von Offizieren meldeten sich
eine Anzahl Leute freiwillig.
Die
Bevölkerung zeigte sich überall entgegenkommend und tat, was in ihren Kräften
stand, um uns den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen. Die Hauptstadt
Kärntens ging mit gutem Beispiel in freudiger Begrüßung und gastlicher Aufnahme
der deutschen Bundesbrüder allen voran. Die rührige Stadtverwaltung
veranstaltete unter anderem für Angehörige der Division, Offiziere wie
Mannschaften, eine Rundfahrt auf dem dicht vor den Toren der Stadt gelegenen,
vom Gebirge rings umrahmten Wörther See, dessen begeisterter Sänger, Thomas
Koschat, hier in der Nähe auch seine Grab-stätte gefunden hat.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr.
125 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ,
Stuttgart 1923
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