Mittwoch, 4. Oktober 2017

4. Oktober 1917


„Um 6 Uhr vormittags am 4. Oktober wird die Tätigkeit der eigenen und feindlichen Artillerie sehr lebhaft. Das II. Batl. beobachtet bald darauf, daß sich die französischen Gräben füllen und als um 7 Uhr vormittags der Franzose in Gruppen angelaufen kommt, wird er sofort kräftig von unseren Maschinengewehren erfaßt und unter großen Verlus-ten zur Rückkehr gezwungen. 3 Gefangene, die der Franzose dabei zurückläßt, glauben zu wissen, daß auf den Abend ein neuer großer Angriff bevorsteht. Ebenso kann die 10. Komp. die Aussage eines Überläufers durch Funkspruch um 9 Uhr vormittags melden, daß der Feind Verstärkungen heranzieht und in der Nacht durch die Hindenburgschlucht angreifen will.
Die Lage ist also immer noch gespannt, das Feuer der feindlichen Artillerie ist auch am Vormittag außerordentlich stark. Wiederholt fragt das Regiment bei den Bataillonen nach der Lage. Aber diesen fehlt bei Tage jede Verbindung mit den Kompagnien vorne und auch die allersicherste Aufklärung, die durch Flieger, kann einmal versagen oder täuschen. So wir im Laufe des 4. Oktobers durch Flieger gemeldet, daß der Feind in den vorderen Graben eingedrungen sei und erst später klärt sich der Irrtum dahin auf, daß einige Leute der eigenen Truppe französische Mäntel angezogen hatten.
Nach 5 Uhr nachmittags steigert sich das feindliche Artilleriefeuer. Die Kasernen und das Hintergelände werden mit schweren Kalibern beschossen. Um 6.45 Uhr erreicht das feindliche Trommelfeuer die größte Heftigkeit und deutlich erkennen die Posten in der Dämmerung an den blinkenden Bajonetten, daß der Feind losbrechen will. Aber man ist gefaßt und verheerend schlägt das Vernichtungsfeuer der deutschen Artillerie auf den angriffsbereiten Gegner ein und schließlich bricht sein Angriff in unserem Sperr- und Infanteriefeuer kurz vor unserem Graben unter empfindlichen Verlusten für ihn zusam-men.
Um 8 Uhr abends flaut das Artilleriefeuer ab. Erleichtert atmet alles auf; man fühlt jetzt, daß man über den Berg hinüber ist und die Wucht der feindlichen Angriffe gebrochen ist. Zudem wird nun auch die langersehnte und oft versprochene Ablösung zur Wirk-lichkeit. Noch vor Mitternacht wird das am meisten mitgenommene 2. Batl. durch das II. Batl des Regt. 78 und das I. Batl. durch 3 Kompagnien des Regt. 479 abgelöst. Nur das III. Batl., dessen Verluste geringer als die des II. sind, muß noch länger in der Stel-lung bleiben. Aber es erhält ansehliche Verstärkung. Die Sturmabteilung wird wieder vorgezogen; 10 Gruppen werden in vorderster Linie bei der 9. und 10. Komp.eingesetzt, 5 Gruppen als Stoßreserve in der Wartburg- Und Hamburgkaserne untergebracht.“


aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

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