„Um
6 Uhr vormittags am 4. Oktober wird die Tätigkeit der eigenen und feindlichen
Artillerie sehr lebhaft. Das II. Batl. beobachtet bald darauf, daß sich die
französischen Gräben füllen und als um 7 Uhr vormittags der Franzose in Gruppen
angelaufen kommt, wird er sofort kräftig von unseren Maschinengewehren erfaßt
und unter großen Verlus-ten zur Rückkehr gezwungen. 3 Gefangene, die der
Franzose dabei zurückläßt, glauben zu wissen, daß auf den Abend ein neuer
großer Angriff bevorsteht. Ebenso kann die 10. Komp. die Aussage eines
Überläufers durch Funkspruch um 9 Uhr vormittags melden, daß der Feind
Verstärkungen heranzieht und in der Nacht durch die Hindenburgschlucht
angreifen will.
Die
Lage ist also immer noch gespannt, das Feuer der feindlichen Artillerie ist
auch am Vormittag außerordentlich stark. Wiederholt fragt das Regiment bei den
Bataillonen nach der Lage. Aber diesen fehlt bei Tage jede Verbindung mit den
Kompagnien vorne und auch die allersicherste Aufklärung, die durch Flieger,
kann einmal versagen oder täuschen. So wir im Laufe des 4. Oktobers durch
Flieger gemeldet, daß der Feind in den vorderen Graben eingedrungen sei und
erst später klärt sich der Irrtum dahin auf, daß einige Leute der eigenen
Truppe französische Mäntel angezogen hatten.
Nach
5 Uhr nachmittags steigert sich das feindliche Artilleriefeuer. Die Kasernen
und das Hintergelände werden mit schweren Kalibern beschossen. Um 6.45 Uhr erreicht
das feindliche Trommelfeuer die größte Heftigkeit und deutlich erkennen die
Posten in der Dämmerung an den blinkenden Bajonetten, daß der Feind losbrechen
will. Aber man ist gefaßt und verheerend schlägt das Vernichtungsfeuer der
deutschen Artillerie auf den angriffsbereiten Gegner ein und schließlich bricht
sein Angriff in unserem Sperr- und Infanteriefeuer kurz vor unserem Graben
unter empfindlichen Verlusten für ihn zusam-men.
Um
8 Uhr abends flaut das Artilleriefeuer ab. Erleichtert atmet alles auf; man fühlt
jetzt, daß man über den Berg hinüber ist und die Wucht der feindlichen Angriffe
gebrochen ist. Zudem wird nun auch die langersehnte und oft versprochene
Ablösung zur Wirk-lichkeit. Noch vor Mitternacht wird das am meisten
mitgenommene 2. Batl. durch das II. Batl des Regt. 78 und das I. Batl. durch 3
Kompagnien des Regt. 479 abgelöst. Nur das III. Batl., dessen Verluste geringer
als die des II. sind, muß noch länger in der Stel-lung bleiben. Aber es erhält
ansehliche Verstärkung. Die Sturmabteilung wird wieder vorgezogen; 10 Gruppen
werden in vorderster Linie bei der 9. und 10. Komp.eingesetzt, 5 Gruppen als
Stoßreserve in der Wartburg- Und Hamburgkaserne untergebracht.“
aus: „Das Württembergische
Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone
Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924
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