„Vor
dem Foureauxwäldchen hielten wir kurz. Wir mußten erst Erkundungen einziehen,
welche die Lage einigermaßen klären konnten. Sie war einfach: Vor der Linie
Foureaux-wald – Bazentin le Grand überall feindliche Maschinengewehre und Scharfschützen-trupps;
die eigene Artillerie, sowie die leichten Minenwerfer konnten über das
Trichter-gelände nicht vorkommen. Die Infanterie mußte es machen.
Wir
traten an: 8. Kompagnie links, 6. rechts mit dem rechten Flügel vorbei an der
Südecke des Wäldchens, auf die Nordecke von Bazentin le Petit zu und weiter.
Welch anders Bild im Vergleich mit den Schlachtenbildern des Friedens! In die
Breite und in die Tiefe weit verstreut über das ganze Gelände da und dort
einzelne Leute, die anschei-nend ordnungs- und zusammenhanglos vorgingen, eine
Kampfordnung anwendbar nur dort, wo jedermann weiß, daß er fürs Vaterland
kämpft. Nur dieser Art des Vorgehens verdanken wir es, daß trotz starken
M.-G.-Flankenfeuers die Kompagnie bis Bazentin le Petit nur einen Mann verlor.
Gegen solch vollkommen aufgelöste Kompagnien haben M.-G. auf große Entfernung
fast keinen Erfolg, selbst bei größtem Munitionseinsatz. Die Schwierigkeiten
begannen aber erst, als wir die Höhe des Rückens erreichten, auf dem Bazentin
le Petit liegt. Es entstand ein Halt. Man mußte sich orientieren. Mehrere
starke M.-G.- und Schützennester steckten in dem Hohlweg des südlichen Teils
der Straße Contalmaison – Martinpuich. Bisher war ich bei dem rückwärtigen Teil
der Kompagnie geblieben. Nun eilte ich nach vorne. Da oben auf dem Rücken strichen
die Geschosse wesentlich schärfer und näher an einem vorbei. Jetzt kam uns das
Trichter-gelände zustatten. Man schnellte empor, sprang 30 Schritte vor und war
in der Tiefe eines Trichters wieder vollkommen geborgen. In einem Grabenstück
stieß ich zu einem meiner leichten M.-G., dessen Bedienung das Gewehr reinigte
und neu einfettete. Die Engländer benahmen sich sehr unvorsichtig, um nicht zu
sagen unverschämt. Sie traten in ganzen Haufen aus dem Hohlweg heraus und
schossen oder beobachteten die Wir-kung ihres Feuers auf uns. Denn von unserer
Seite fiel kaum ein Schuß. Einheitliche Feuerleitung ist ausgeschlossen bei
dieser Kampfform, in der dermaßen lichter Ord-nung. Unsere Leute konnten in der
kurzen Zeit der Ruhe, die und zur Verfügung gestan-den hat, nicht genügend
vorbereitet werden zum Angriffsgefecht. Sie fanden es so selbstverständlich,
daß sie im feindlichen Feuer vorgingen. Aber sie hatten es ganz ver-lernt, auch
ihr Gewehr zum Schießen zu gebrauchen.
Als
das leichte M.-G. wieder schußbereit war, wurde es in Stellung gebracht. Visier
1200! Da verschwanden die Engländer aber eilends im Hohlweg und wurden sehr
vorsichtig. Nun ging es weiter den Vorderhang hinab, und wir gelangten in die
Mulde westlich Bazentin le Petit. Hier entdeckten wir weiter rechts einen
Laufgraben, durch den wir uns näher heranschleichen konnten. Ich ließ die M.-G.
rechts und links des Grabens in Stellung gehen, um das feindliche Feuer
niederzuhalten, dann pirschte ich mich mit meinem Kompagnieoffizier, Leutnant
Hauff, und anderen Leuten näher heran. Leider konnten einige es nicht erwarten,
bis die Verhältnisse geklärt waren, sie wollten einzeln herausspringen und
wurden außer Gefecht gesetzt. Dann aber hatten wir das Nest entdeckt. Ein guter
Werfer brachte eine Handgranate dorthin und erledigte damit drei Mann. Die drei
andern kamen zitternd mit hochgehobenen Händen uns entgegen.
Die
Straße war erreicht. Sie verläuft auf einem kleinen Höhenrücken von Südwesten
nach Nordosten. Vor uns senkte sich der Hang wieder in eine Mulde hinab; auf
der andern Seite sahen wir den Bahnhof und das Lager von Pozières. Aufs neue
schlug uns heftiges Feuer von vorn und von der linken Flanke entgegen. Leutnant
Hauff wollte sich Klarheit verschaffen und richtete sich auf. Da traf ihn ein
Geschoß in die Brust und nach wenigen Augenblicken war er tot.
Wir
versuchten nun den neuen Gegner zu fassen, aber eines unserer leichten M.-G.,
das in Stellung ging, wurde selbst vom Rücken her angegriffen und entging nur
mit knapper Not der Gefangennahme. Wir waren zu schwach ohne Minenwerfer und
Artillerieunter-stützung. Auch die Ankunft der 8. Kompagnie ermöglichte kein
anderes Handeln. Wir stellten zwei M.-G. auf, die der Straße entlang zu feuern
hatten, um auch den Truppen links von uns das Vorkommen zu ermöglichen. Die
andern M.-G. verteilten wir auf unsere Front nach Westen. Darüber kam die Nacht
herbei.ׅ“
aus: „Das Württembergische
Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924
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