Montag, 26. März 2018

26. März 1918


„Die Verbindung mit den einzelnen Befehlsstellen ist sehr schwer aufrecht zu halten. Immer und immer wieder sind die Leitungen gestört und Meldereiter kommen in dem durch die Sommeschlacht zerwühlten Gelände nur langsam durch. Infolgedessen kann zum gemeinsamen Angriff erst um 9.15 Uhr vormittags geschritten werden. Der Tag ist sonnig klar und wie auf dem Exerzierplatz geht das Regiment Welle auf Welle in dem befohlenen Angriffsstreifen gegen Berry en Senterre vor. Bald erkennt der Gegner die vorgehenden Schützenwellen und eröffnet von den Höhen nördlich Berny en Senterre und Déniécourt heftiges Artilleriefeuer leichter und mittlerer Kaliber. Mazancourt, Fresnes werden durchschritten und die unter starkem Schrapnellfeuer liegende Mulde nördlich davon. Doch die feindliche Artillerie kann das ruhige, gleichmäßige Vorgehen des Regiments nicht Aufhalten. An dem Südrand Berny und besonders auf den Höhen nordwestlich der vollkommen zerstörten Ortschaft halten sich englische Nachhuten, die in raschem Draufgehen vertrieben werden. Dem mit der vordersten Welle der 7. Kom-pagnie vorgehenden Leutnant d. R. Haas gelingt es, mit ein paar beherzten, guten Schützen die Bedienung und Bespannung von feindlichen feuernden Geschützen abzu-schießen und die Geschütze mit stürmender Hand der herbeigeeilten englischen Infante-riebedeckung zu entreißen.
Das vollkommen dem Erdboden gleichgemachte und in der Landschaft nur noch durch ganz in der Nähe zu erkennende Mauerreste auffindbare Estrées ist 11 Uhr vormittags in unserem Besitz und die Kompagnien vorderer Linie sind in scharfem Vorgehen gegen Foucaucourt, wo sich noch feindliche Nachhuten halten. Da kommt aus dieser Ortschaft heraus in rasender Fahrt ein Kraftwagen auf die deutschen Linien zugesaust. Ist es ein Tank oder sonst ein neuer feindlicher Angriffswagen? Wiederum ist es Leutnant Haas, der in raschem Entschluß den heranbrausenden Gegner unter Feuer nimmt. Die Schüsse sitzen; dem Chauffeur hat es das Steuerrad in der Hand zerschossen, der Insasse, wie es sich später herausstellte, ein hoher amerikanischer Offizier und Feldflugchef, ist durch Kopfschuß getötet. Das erbeutete Auto wird vom Regimentsstab sofort mit Nutzen in Gebrauch genommen, bis es ein paar Tage nachher von einer Nachbardivision in Nacht und Nebel „geklaut“ wurde. der sich ob dieses Autos entspinnende Papierkrieg war sehr heftig und langwierig und endete schließlich damit, daß uns der Wagen wieder groß-zügig zur Verfügung gestellt wurde, als er – gänzlich zusammengefahren und unbrauch-bar war!
Da das Angriffsziel schon überschritten, ein Befehl von der Brigade aber noch nicht eingetroffen war, so befiehlt das Regiment selbständig die Wegnahme von Foucaucourt, dessen Westrand vorläufig nicht überschritten wird.
Um 2 Uhr nachmittags kommt der Befehl, daß das Regiment aus vorderer Linie heraus-gezogen und dem in erster Linie links eingesetzten Füsilier-Regiment folgen soll. Der Angriff wird in südwestlicher Richtung gegen Herleville – Vauvillers fortgesetzt. Herle-ville wird nach kurzem Kampf vom Füsilier-Regiment genommen. In der Linie Vau-villers – Rosières leistet aber die feindliche Infanterie, nachhaltig von schwerer und leichter Artillerie unterstützt, energischen Widerstand. Der Angriff kommt an diesem Tage nicht weiter vorwärts und die Bataillone liegen in der kalten, nebligen Nacht hinter der vorderen Linie auf freiem Feld.ׅ“


aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

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