„Am
21. November zog sich das Bataillon in der Nähe von Skwira zusammen und löste
das III. Bataillon ab. Im Schloß in Antonow hauste die 8. Kompagnie nach Art
der Bolschewisten. (22. November.) Die Milizsoldaten des Hetmans nahmen Reißaus
(23. November), sie witterten schon die Petljuristen. Am 24. November zogen die
bewaffneten Bauern des Petljura in Skwira ein, wo die Bürger die Deutschen
anflehten, doch so lange zu bleiben, bis die Franzosen aus Odessa sie
beschützen würden. Die Petljuristen beabsichtigten, das Bataillon zu
entwaffnen, was bei der geringen Disziplin wohl leicht gewesen wäre. Der rasche
Abtransport verhinderte die Ausführung.
Der
8. Kompagnie, welche in Popielnja Bahnschutz hatte und zugleich das Hauptlager
der Petljuristen in nächster Nähe, wurde auf Ansuchen am 29. November die 6.
Kompagnie und 2. Maschinengewehr-Kompagnie als Verstärkung geschickt. Am 1.
Dezember war das Bataillon bei Popielnja zusammengezogen, um auf den
Abtransport in die Heimat zu warten.
Auf
die am 6. Dezember eingehende Nachricht, daß in Shmerinka deutsche Truppen von
den Ukrainern angegriffen würden, sollte Alarmbereitschaft eintreten, die aber
von den Soldatenräten und Mannschaften nicht ernst genommen wurde. Die
Sicherung der Truppen wurde auf Veranlassung des Soldatenrates so gut wie
eingestellt. Die Solda-tenräte übernahmen dafür ihren Offizieren gegenüber die
Verantwortung, das Schicksal anderer Truppen war ihnen gleichgültig geworden.
Der Soldatenrat der 8. Kompagnie verhandelte direkt mit den Petljuristen und
fiel auf deren Manöver glatt herein. Die von den Ukrainern verteilten plumpen
Flugblätter verwirrten den Leuten vollends den Kopf.
„Entwaffnung
ist absolut nicht geplant“ stand in anderen Flugblättern. Plakate in den
Ortschaften forderten zur Entwaffnung deutscher Truppen auf. Trotzdem erklärte
der Soldatenrat, daß der Inhalt der republikanischen Flugblätter absolut
beruhigend sei. Aber der deutsche Michel hatte die Revolutions-Zipfelmütze so
weit über die Ohren gezogen, daß er seinen Verstand sogar damit gänzlich
zugedeckt hatte.
Vom
8. Dezember ab wollten die Soldatenräte überhaupt keine Postengestellung mehr
bei Tage zulassen. Während darüber mit dem Bataillonsführer 3½ Stunden lang
verhan-delt wurde, brach das Verhängnis herein. Die Verhandlung wurde durch 150
Reiter der Petljura-Truppen, welche den Gutshof umstellt hatten, abgeschlossen.
Die
5. Kompagnie (Litowcze) und die Minenwerfer (Kailowka) waren bereits
ent-waffnet, wie vorgezeigte Bescheinigungen erwiesen, jetzt wurde auch der Stab
und die bei ihm befindlichen Mannschaften entwaffnet. (Gut Lozowiki,) Der
Anführer der Bande, ein Tscheche, äußerte sich dabei: „Ich weiß genau, daß Ihre
Leute nicht kämpfen werden.“ Die Pferde, Sattelzeug, Wäsche, Geld usw. wurden
sofort gestohlen. Das Ehrenwort, die Offiziere dürften ihre Waffen behalten,
erwies sich als bloßer Schwindel.
Ein
Teil der 8. Kompagnie mit 4 Maschinengewehren am Bahnhof Popielnja machte einen
kräftigen Versuch, sich der Schande zu entziehen, ein anderer Teil ließ sich
aber ohne weiteres gefangen nehmen und später als Drohmittel bei den
Verhandlungen verwenden. Nachdem ein Trupp Ukrainer zwei Züge in einem
Unterstand am Bahnhof ohne weiteres überfallen, vier Leute meuchlings getötet
und einen Unteroffizier der Maschinengewehr-Kompagnie, der zwei Russen
niedergestreckt hatte, mit dem Bajonett totgestochen hatte, eilte Hauptmann
Schweickhardt herbei und nahm mit dem Rest der 8. Kompagnie und 4
Maschinengewehren den Kampf sofort auf.
Die
in den Unterstand vorgedrungenen Ukrainer wurden von den verbitterten
Mann-schaften ausnahmslos niedergemacht, die heranstürmenden Russen wurden im
Nah-kampf überwältigt oder zur Flucht gezwungen. Ein anfahrender russischer
Panzerzug wurde durch Maschinengewehrfeuer vertrieben, die Russen hatten 23
Tote und 29 Verwundete. Nun wurde die Station unter Feuer genommen. Das Gefecht
dauerte etwa 2 Stunden. Ein Parlamentär kam im Auftrage des russischen
Kommandanten und wollte den Hauptmann Schweickhardt zu Verhandlungen bitten.
Dieser erklärte, daß der russische Kommandant sich gefälligst zu ihm bemühen
solle, andernfalls lasse er weiter feuern. Ein in die Station einfahrender
bewaffneter deutscher Transport aus Kiew nahm Reißaus, sonst hätte vielleicht
die Verhandlung etwas Nachdruck bekommen. (Er wurde gleich darauf auf freier
Strecke entwaffnet.) Nachdem aber ringsum alles entwaffnet war und die
Übermacht als zu groß erschien, wurden Verhandlungen eingeleitet. Ein 13 Punkte
enthaltender Vertrag besiegelte den traurigen Abschluß.“
aus: „Das 1. Württ.
Landsturm-Infanterie.-Regiment Nr. 13 im Weltkrieg 1915–1918“, Stuttgart 1920
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