Freitag, 23. Januar 2015

23. Januar 1915




„Während des Stellungskrieges in den Argonnen wurde zu jedem der vier Infanterieregimenter ständig einer unserer Offiziere kommandiert, um im Infanteriedienst, insbesondere im Grabenkrieg, ausgebildet zu werden. Fast sämtliche Offiziere des Regiments lernten auf diese Weise die Eigenarten des Stellungskampfes in den Argonnen kennen.

Bei einem dieser Kommandos wurde der Leutnant d. R. Erwin Kleinschmidt der 2. Eskadon am 12. Januar durch Gewehrschuß in der Stellung des Inf.-Regts. 124 am Knie verwundet. Zunächst schien die Verwundung nicht schwer zu sein, aber bald stellte sich Blutvergiftung ein, die den jungen, pflichttreuen Offizier in wenigen Tagen dahinraffte. Sterbend nahm er von seinem Regimentskommandeur mit einem Gruß an seine Kameraden Abschied. An seinem Grabe in Senuc widmete ihm Graf Montgelas folgende Worte:“

„Einer unserer größten Reiterführer hat gesagt: den guten Kavalleristen erkennt man daran, daß er nicht nur das tut, was ihm befohlen ist, sondern mehr. Nach diesem Wort ist unser junger Kamerad dort unten, wenn auch fern von seinem treuen Pferd, als braver Reitersmann gestorben. Denn er tat mehr, als ihm befohlen war. Durch den Mobilmachungsbefehl auf einen gefahrlosen Posten gestellt – Leutnant Kleinschmidt war zunächst Führer der großen Bagage Inf.-Regt. 124 – litt es ihn nicht lange hinter der Front. Bald war sein sehnlichster Wunsch erfüllt, er wurde in unsere Reihen vorgezogen und bald darauf kommandierte ich ihn mit den ersten Offizieren zur Infanterie vorn im Walde. Nach kurzer Zeit schon kamen anerkennende Berichte über ihn, an einem Sturm hat er teilgenommen und mit dem Eisernen Kreuz, das er sich sehnlichst gewünscht hatte, kam er zu kurzer Ruhe hier in den stillen Ort zurück, der am Fuße dieses Grabhügels liegt. Und als er wieder mit seiner Kompagnie in den Wald zog, da traf ihn als ersten von allen die verhängnisvolle Kugel. Ohne Murren und Klagen trug er seine Schmerzen und seine Ärzte haben mir gesagt, nie hätten sie einen geduldigeren und tapfereren Patienten gehabt. Und als dann die Wendung zum Schlechten kam und er sich klar war über seinen Zustand, da sah er ohne Furcht stark und frei dem Tode ins Auge. Der Tod hat ihn belohnt, indem er ihn schmerzlos und sanft umfing. Kurz bevor er hinüberging, habe ich an seinem Lager gestanden, er erkannte mich noch, und als ich ihm die Hand drückte und ihm die letzten Grüße seiner Kameraden brachte, da glitt ein zufriedenes Lächeln über seine Züge, denen schon die Hoheit des Todes ihren Stempel aufgedrückt hatte. Sanft ist er hinübergeschlafen. Möge ihm die fremde Erde, in die man ihn gebettet, leicht sein. Er ruhe in Frieden!“

aus: „Das Ulanen-Regiment „König Karl“ (1. Württ.) Nr. 19 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

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