Samstag, 1. August 2015

1. August 1915


Aus einem Bericht des Regimentskommandeurs 126 vom 1. August 1915:
„Annäherungs- und Verbindungsgräben waren zum großen Teil verschüttet, die alte Stellung, soweit sie im Angriffsraum lag, so gut wie weggewischt; der ganze Boden mit Granaten allerschwersten Kalibers durchpflügt, Trichter an Trichter, nur stellenweise ragen einige Trümmer der zermalmten Unterstände heraus. Der Sprengtrichter macht durch Umfang und Tiefe einen gewaltigen Eindruck, kein Vergleich mit denen bei Groenenburg.
Die eroberte Stellung südlich der Chaussee zu erreichen, bedurfte es einer langen Kriech- und Klettertour, vielfach über Leichen. Hier bei Tage irgendetwas vorzu-schaffen, war unmöglich; bei Nacht aber hört das Feuer kaum einen Augenblick auf. Es ist klar, die Besatzung ist so gut wie abgeschnitten, wenn es nicht trotz des feindlichen Feuers gelingt, eine gedeckte Verbindung herzustellen.
Die Mannschaften in der eroberten Stellung waren erstaunlich wohlgemut; ein paar ruhigere Stunden hatten sie sichtlich aufgefrischt; aber sie klagten über Durst. Kein Wunder, die Hitze war groß und bei dem Dauerfeuer des Engländers hatte ihnen kaum die nötige Munition, geschweige denn Wasser zugeführt werden können. In ihrem Ungestüm waren sie übrigens teilweise über das gesteckte Ziel hinaus vorgedrungen. In zwei spitzen Winkeln stieß ihre Stellung gegen das Zuavenwäldchen vor und es war kaum zu begreifen, daß sie sich da hatten halten können. Sie wurden sofort in die vorgesehene Stellung zurückgenommen. Der Rückweg führte über Schloß Hooge. Der einst so stolze Bau war bis auf zwei kleine Zacken mit samt seinem Nebengebäude wegrasiert, der Keller, der als bombensicher galt, durchschlagen. In der ganzen Stellung stieß man auf Schritt und Tritt auf Tote; manchmal lagen sie zuhauf.
Um 2.30 Uhr war die Erkundung beendet. Der Gesamteindruck war überwältigend. Ungeheuerlich und grauenhaft erschien das Vernichtungswerk, das sich hier in kürzester Zeit vollzogen hatte, und wunderbar die innere Kraft, mit der unsere Feldgrauen solche Eindrücke zu überwinden vermocht hatten; aber es ließ sich nicht verkennen, die Lage des Abschnitts Hooge-Süd war trotz der guten Stimmung bedenklich: keine Unter-stände, kümmerliche Gräben, also kein Schutz gegen Artilleriefeuer; so gut wie keine Verbindung nach rückwärts und infolgedessen unzulängliche Verpflegung, Munition- und Materialversorgung. Der gute Wille der Mannschaft konnte auf die Dauer ihre verbrauchten Kräfte nicht ersetzen.“


aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von Baden“ im Weltkrieg 1914-1918ׅ, Stuttgart 1929

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