„Während der Nacht
arbeiten sich einzelne Teile der Bataillone bis auf 100 Meter an den Gegner
heran. Am 29. wird um 5 Uhr vormittags der Angriff erneuert, aber ohne Erfolg.
Erst ein zweiter Stoß gegen 12 Uhr mittags wirft den Russen aus dem Dorf. Die
Füsiliere machen 400 Gefangene vom russischen Infanterie-Regiment 122 und
drängen dem Feind bis an die Wälder nordöstlich des Dorfes nach.
Nach einem
mündlichen Divisionsbefehl ist es von größter Bedeutung, den geschla-genen Feind
sofort zu verfolgen und noch am 29. die Gegend von Planta-Komarski zu
erreichen. Das waren rasch nochmal 12 Kilometer.
Als das
Füsilier-Regiment bei Einbruch der Dämmerung mit der I. Abteilung
Feldartil-lerie-Regiment 209 und ⅓ Pionier-Kompagnie 209 den Vormarsch durch den
großen Wald Las Rozkopanka antritt, ist die Lage völlig ungeklärt. Der Wald ist
von den Russen an vielen Stellen angezündet. Unheimlich leuchten die Flammen
durch die Bäume. Eintreffende Meldungen besagen, daß der Gegner nördlich,
östlich und südöst-lich vom Wald schanzt. Man ist also auf fast allen Seiten von
Russen umgeben. Aber alle laut werdenden Bedenken zerstreut der
Regimentsführer, Major Bürger, mit dem einfachen, kurzen Befehl: „Wir gehen
nach Chorki!“
Am Nordende des
Waldes stößt die Spitze auf den Feind. In breiter Front besetzt das
Vorhutbataillon (II.) den Waldrand. Auch rechts, östlich der Bahnlinie, stehen
russische Abteilungen. Das I. Bataillon gewinnt den Bahndamm. Die Gewehre der
Maschinen-gewehrkompagnie eröffnen das Feuer – vorerst ohne Ziel. Der
Gefechtslärm soll den Gegner täuschen. Die Geschütze der 2./Feldartillerie-Regiment
209 werden an den Waldrand vorgezogen. Den Rücken sichert das III. Bataillon.
In der Mitte der großen Kreises werden die Bagagen in Sicherheit gebracht.
So steht das
Füsilier-Regiment inmitten des großen russischen Waldes einsam – weit vor
seiner Division – sich nach allen Seiten verteidigend und zwingt durch diesen großartigen
Verfolgungsstoß dem Feind die Meinung auf, daß die gesamte deutsche Front ihm
bereits wieder auf den Fersen folge.“
aus:
„Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4.
württ<.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921
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