„Es folgte eine Zeit reinen Stellungskrieges. Arm an besonderen
kriegerischen Ereig-nissen, aber reich an Arbeit. Nach dem Osten waren
Wundermären über den westlichen Stellungsausbau gedrungen. Man hatte im stillen
gehofft, sich in ein gemachtes Nest zu setzen. Bald aber merkte man, daß zu tun
noch recht viel übrig geblieben war.
Stellungsausbau mit einem allerdings im Osten unbekannten Aufwand von
Material hielt Mann und Offizier dauernd in Atem. Die Wasserverhältnisse
gestatteten wenig Eingraben. Bald starrten die Batterien in Beton. Große Maskenanlagen deckten Stel-lungen
und Verkehr. Das ergiebige Hinterland bot Hilfsmittel aller Art. Ein reich
verzweigtes Bahnnetz erleichterte die Heranführung bis dicht an die
Feuerstellungen. Große technische und landwirtschaftliche Betriebe entstanden.
Bis weit nach vorne hatte man die Annehmlichkeit elektrischen Lichtes. Der
Heimat war man merklich näher, so waren die Urlaubs- und Postverhältnisse
wesentlich besser als im Osten. Auch zu Ausflügen nach Gent oder Brüssel, in
die viel beschimpfte, aber vorübergehend doch ganz schöne Etappe, bot sich
Gelegenheit.
Später gab es sogar Badezüge nach Ostende. Mancher Schwabe hat da das Meer
zum erstenmal gesehen.
Das Bild der flandrischen Ebene mit dem damals noch türmereichen Ypern wird
jedem unvergeßlich bleiben. Der Winter war naß, aber nicht besonders kalt.
Schnee eine Seltenheit, dagegen gab es viel Nebel, der uns manch ruhigen Tag
und fröhlichen Abend bei Grammophon und sonstigen Klängen verschaffte. Im
allgemeinen war die Gefechts-tätigkeit gering.“
aus:
„Das 2. württ. Feldartillerie.-Reg. Nr. 29 „Prinzregent Luitpold von Bayern“ im
Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921
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