„Durch die rastlose Tätigkeit des Regiments, das hierbei bis
zum 16. April vom Batail-lon Völter (I./121), bis zum 18. April von der 3. Pion.
29 und von da ab durch einen Zug der 1. Pion. 13 tatkräftig unterstützt wurde,
wuchs sich die Stellung des Regiments an der Scarpe nach und nach zu einer
wirklichen Verteidigungsstellung aus, eine Bezeich-nung, die ihr am Tage des
Einsatzes des Bataillons Brandt noch nicht gebührte.
Das erbitterte feindliche Artilleriefeuer und die zahlreichen
Beschüsse mit Gasgranaten zwangen zu mehrfachen kleineren Änderungen des
eingangs näher skizzierten Stel-lungssystems von der vorderen Linie bis zur 2.
Stellung. Ein wesentlich anderes Bild wurde dadurch nicht hervorgerufen.
Auch der K.-T.-K. mußte verschiedentlich seine Befehlsstelle
wechseln. Es war äußerst wichtig, daß er mit seinem Stabe nicht dauernd
feindlichen Granaten ausgesetzt blieb, denn auf ihm lastete die größte
Verantwortung, mit ihm stand und fiel die Verteidigung der vorderen Linie.
Nach Vitry hineinsausende schwere Kaliber ließen es ratsam
erscheinen, wenigstens zeitweise, trotz kalter Witterung, die schlechten
Quartiere mit noch schlechterem Biwak zu vertauschen. Einem Volltreffer in
Vitry fiel bedauerlicherweise Stabsarzt d. L. Dr. Schäfer zum Opfer, der
stellvertretenderweise für den zum Gaskurs nach Berlin kom-mandierten Stabsarzt
Dr. Levy den Dienst als Regimentsarzt versah. Feldhilfsarzt Langhoff wurde
verwundet.
Der Regimentsstab wurde sehr rasch aus Biache-Süd
herausgeschossen; diese Häuser-gruppe hob sich auch gar zu verlockend für die
feindlichen Feuerschlünde im Gelände ab. Aber wohin sollten wir auswandern?
Guter Rat war teuer. Doch unsere suchenden Bemühungen sollten nicht erfolglos
bleiben. An dem Wege Biache – Sailly in der Nähe eines fischreichen Weihers
südlich Biache, stand ein leerer Möbelwagen. Er trug die weithin sichtbare
Aufschrift „Victor François Lille.“ Jäh und unliebsam war ein beab-sichtigter
Umzug durch die Geschosse der eigenen Landsleute hier offenbar vereitelt
worden. Drei Bettstellen, ein Tisch und
ein Ofen waren bald herbeigeschafft und kaum eine halbe Stunde dauerte es, bis
der Telephonapparat von Biache in den Möbelwagen verpflanzt worden war – fertig
war die „Laube“. Ein Gefechtsstand, ganz anders wie in Rocquigny, aber wiederum
eigenartig. Er hat sich als durchaus praktisch erwiesen. Als die feindlichen
Granaten in den Biacher Weiher hineinfahrend, den Möbelwagen mit Wasser überschütteten,
verschwand er einige hundert Meter seitwärts, ohne daß hier-durch der
Dienstbetrieb auch nur einen Augenblick gestört worden wäre.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr.
125 im Weltkrieg 1914–
1918“ׅ,
Stuttgart 1923
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