„Das Gelände war stark gewellt. Von der Straße Hendecourt /
Cagnicourt an fiel es der vorderen Linie zu ab, erreichte beim B. T. K. etwa
den tiefsten Punkt und stieg dann wieder an, um bei Bullecourt und den
anschließenden Stellungsteilen den Kamm eines ziemlich breiten Rückens zu
erreichen. Konnte sich der Gegner dort festsetzen, so stand ihm die Beobachtung
bis weit ins Hintergelände offen und der Besitz Bullecourts entschied über das
Schicksal dieses Frontabschnitts, weshalb seit Wochen dort ein Brennpunkt
feindlichen Artillerie- und Minenfeuers gewesen war. Die Stellung, in die das
Kampfbataillon einrückte, war daher stark mitgenommen und hatte teilweise schon
muldenartigen Charakter; von den Grabenwänden war nicht mehr viel zu sehen. Der
Abschnitt b 4 (4 Kompagnieabschnitte von rechts nach links waren eingeteilt)
bildete bereits eine regelrechte Trichterstellung, wie sie das Regiment in dem
Sommekämpfen im August und November 1916 kennen gelernt hatte, und das ehemals
gute Drahthindernis bestand nur noch als unentwirrbarer Drahtknäuel, in dem die
Granaten breite Löcher herausgerissen hatten. Vor b 4 war es am meisten
beschädigt und bot nicht den geringsten Schutz mehr.
Das Wichtigste der Stellung war aber in Ordnung, und das waren
geräumige, völlig schußsichere Unterstände in ausreichender Zahl, welche der
Arbeit der 26. R. D. zu danken waren, so daß 2/3 des Kampfbataillons in
vorderer Linie untergebracht werden konnten. In Bullecourt selbst war eine
Stellung, die Dorfstellung, zwar geplant, aber des anhaltenden Feuers wegen
nicht zur Ausführung gekommen. Hier lag also die ganze Verteidigung in der
vorderen Linie; war diese verloren, mußte auch Bullecourt fallen, in dem weder
Katakomben noch Keller Schutz gegen schwere Kaliber boten. Dagegen lief
nördlich von Bullecourt und östlich davon, hinter Abschnitt b 3 und b 4 eine
zweite Linie, in deren Stollen der Rest des Kampfbataillons lag; einer, der den
Namen Kaserne trug, mochte wohl gegen 80 Mann völlig sicher aufnehmen. Von den
Maschinengeweh-ren der Kampf-M. G. Kompagnie waren 4 in erster, 4 in zweiter
Linie und eins beim K. T. K. eingesetzt; die Bereitschafts-M. G. Kompagnie
hatte je 2 Maschinengewehre in der Artillerieschutzstellung, beim B. T. K., bei
einem Stützpunkt südöstlich Hendecourt und beim Regimentsgefechtsstand
bereitgestellt. Auch Minenwerfer und eine Musketen-kompagnie, die von 2 Mann
bediente Schnelladegewehre mit sich führte, waren dem Kampfbataillon zugeteilt,
das von Übernahme der Stellung ab tagtäglich schwerstes Feuer aller Kaliber
über sich ergehen lassen mußte. So verwandelte sich die ganze Kampfzone
allmählich immer mehr in eine einförmige braune Masse, in der nur noch die
Unterstände als rettende Inseln unversehrt sich erhielten. Bullecourt, die
Mulde nach Hendecourt, dieses selbst und Riencourt erhielten gleichfalls
wachsende Beschießung und vor der Stellung der 124er, die vor Riencourt lagen,
wollte das schwere Feuer über-haupt nicht mehr weichen. Ende April setzte auch
eine nie erwartete Fliegertätigkeit, sowie planmäßige Bekämpfung unserer
Batteriestellungen ein, unter denen besonders die in Hendecourt liegenden
starke Verluste an Menschen und Material erlitten. All das deutete auf kommende
Ereignisse hin, währenddem die Großangriffe in unserer rechten Flanke im
letzten Drittel des Aprils in großer Heftigkeit aufs neue entbrannt waren.
Scharf lugten auf den Flanken der Schlacht die Posten ins Vorgelände hinaus,
während die Masse der Infanterie in den Stollen saß und trotz Granaten und
Minen ihre Stärke und Frische behielt.“
aus: „Die
Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920
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