„Der 22. April kam
herauf. Will er ruhig bleiben? Gelegentlich nur pfeift eine Granate nach C
hinein, da und dort klacken die Postenschüsse nach den Stahlblenden beim
Gegner. Da – gegen ½10 Uhr beginnt schlagartig das Feuer gegen die ganze Front
der Brigade. Einschlag folgt auf Einschlag. Gegen 11 Uhr ein ohrenzerreißender
Krach: das Munitionsdepot bei der Bataillonsreserve geht in die Luft mit 300
Minen, bei 1000 Hand- und Gewehrgranaten, 25 000 Schuß Infanteriemunition. Ein
Riesentrichter sperrt den Laufgraben. Es wird Mittag. Einschläge, Abschüsse
mischen sich zu wirrem Gebrülle: Trommelfeuer. Von ½11 bis ½12 Uhr wird der
Lärm, der Staub unerträglich. Unterstände splittern, Grabenstücke werden
ausgelöscht.
Da – ein neues –
1.30 Uhr nachmittags erbebt die Erde, bis zum Erdwerk, Unterstandstüren
springen auf, man fliegt gegeneinander. 8 Minenstollen sprengt der Franzose vor
der Front des Regiments. 3 vor B, 4 vor C, 1 vor D, oder waren es mehr? Wer
kann es wissen? Grundtief ausgerissen ist der Fels, Quaderstücke trägt die Erdfontaine
haushoch in die Luft, prasselnd kommen die Erdmassen zu Boden, Gras und Kraut
verschüttend, Gräben, Unterstände und Menschen. Wer kann diese letzten
Augenblicke schildern? Wo sind die Männer der 9. Komp., unter denen die Erde
sich öffnete, wo ist ihr tapferer Führer, Oberleutnant Ströbel, der im Graben
stand, den Feind erwartend, als Feuer aus der Erde brach, als der Trichter in
die Luft flog. Sie liegen erschlagen unter den Erdmassen. Staub deckt den
Kuhkopf. Und immer neue Fontainen springen hoch, Lage auf Lage heult von Süd,
von Ost, von Südwest auf den gemarterten Boden nieder. Riegelfeuer schwerer
Kaliber liegt auf allen Zugangsgräben, haut in die Reserven.“
aus: „Das
Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart, 1922
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