„Pozarevac ist ein
kleines Landstädtchen, das auf seiner Ostseite von prachtvollen Weinbergen
umgeben ist. Die Trauben hingen noch überall am Stock und waren dieses Jahr
besonders schön.
Als am Abend des
14. Oktober die Kompanien des I. und II. Bataillons durch die Berge südlich der
Stadt rückten, sah man manchen „Heilbronner“ mit einem Helm voll Beeren die
Nebenhänge heransteigen. Manch einer wird wohl hierbei an den „Herbst“ im
Neckartal gedacht haben.
Von der
sogenannten Cacalica-Höhe aus hat man eine prächtige Aussicht nach allen
Seiten. Im Westen und Osten ziehen sich die Randgebirge, die das Morawa- und Mlawa-Tal
abschließen, in schwarzen Bergketten von Nord nach Süd. Von den beiden
Bergketten herüber bis zum Beschauer auf Cacalica dehnen sich in den Niederungen
der Flüsse weite Maisfelder, deren dürre Stengel und Blätter in der Abendsonne
das ganze Tal in einem dämmrigen Violett schimmern lassen. Nach Süden wächst
der Höhenzug, auf dem das Regiment seither vorgerückt war, im weiter, sich
allmählich verbreiternd. Im Norden zeigt die Donau als glänzender
Silberstreifen des Berglandes Grenze.
Von Pozarevac
führt eine Kleinbahn vom Morawa- nach dem Mlawa-Tal und durch-schneidet den
Höhenzug etwa südlich der Cacalica-Höhe. Diese Bahn die in einem tief eingeschnittenen
Tal verläuft, trennte die serbischen und deutschen Stellungen nach der Einnahme
von Pozarevac.
Der Feind hatte
hier die allen Füsilieren, die jene Kämpfe mitgemacht haben, wohl-bekannte Höhe
213, östlich des Dorfe Lucica, festungsartig ausgebaut und wartete den weiteren
Angriff der 105. Division ab.
Der am 17. Oktober
ausgegebene Divisionsbefehl ordnete an, daß das Füsilier-Regiment im Morgengrauen
des 18. mit seiner gesamten Infanterie sich bis an den Bahndamm im Tal
vorschieben sollte, so daß es bei Hellwerden dort zur Durchführung des weiteren
Angriffs bereitstand. Dies war deshalb besonders nötig, weil die Hänge, die von
Norden her zum Bahneinschnitt herunterführten, und die von den Kompanien
überschritten werden mußten, bei Tag vom Feind völlig eingesehen waren und
unter heftigem Feuer lagen.
Nach eingehender
Vorbereitung durch die Artillerie sollte dann vom Bahndamm aus der Angriff
gegen die Höhe 213 durchgeführt werden.
Die feindlichen
Stellungen waren stark und durch breite Drahthindernisse geschützt. Auf dem höchsten
Punkt der Höhe 213 war die Stellung zu einem Erdwerk ausgebaut, das wiederum
mit besonderen Hindernissen und mit Schießscharten versehen war. Die
Drahtverhaue waren in niedrigen, breiten Gräben angelegt und von ferne daher
nur teilweise sichtbar.
Zur Vorbereitung
für den Angriff war die gesamte Artillerie der Division auf den Höhen bei
Pozarevac in Stellung gebracht worden. Gute Beobachtung erleichterte das
Ein-schießen. Der Feind schoß schon an den Tagen vor dem Angriff auf einzelne
Leute mit Schrapnells und Granaten.
Es schien den
Serben dieses Mal mit dem Widerstand ernst zu sein.
Am 18. Oktober, 3
Uhr morgens, begann das Vorarbeiten des in vorderer Linie einge-setzten I. und
III. Bataillons. In kleinen Abteilungen schoben sich die Kompanien an den
Bahndamm heran. Rechts lag Regiment 129, links 21. Letzteres hatte den Befehl,
im Laufe des Angriffs den feindlichen Ostflügel vom Talgrund her zu umfassen.
Die Ausführung dieses Auftrags ist leider nicht voll gelungen.
Schon bei
Tagesanbruch eröffnete der Feind mit schwerer und Feldartillerie auf die am
Bahndamm liegenden Kompanien des Regiments ein heftiges Feuer. Aus der
Hauptstel-lung des Gegners schlug Infanterie- und Maschinengewehrfeuer gegen die
Bahnlinie, ohne vorläufig viel zu schaden.
Sobald die
zunehmende Helligkeit unserer eigenen Artillerie eine Beobachtung ermög-lichte,
eröffnete sie auf der ganzen Front das Feuer gegen die feindlichen Gräben, was
zu Folge hatte, daß der Gegner größtenteils das Infanterie- und
Maschinengewehrfeuer aus der Hauptstellung einstellte.
Sofort begann
jetzt das I. und III. Bataillon mit dem Angriff. Das Vorrücken konnte aber nur
sehr langsam vor sich gehen. Denn das Vorgelände vor der feindlichen Stellung
war fast völlig eben und ohne jede Deckung. Nur eine lichte Akazienreihe zog
sich vor der Front der 11. und 12. Kompagnie entlang. Einzeln sprangen die
Füsiliere vor, hier und dort eine Falte im Gelände oder eine Ackerfurche
ausnutzend.
Trotz unseres
starken Artilleriefeuers erwachte das feindliche Gewehrfeuer gegen ½9 Uhr
wieder. Besonders das Erdwerk auf 213 spie Tod und Verderben. Dort schien auch
eine gut eingebaute serbische Nahkampfbatterie zu stehen, die das ganze
Vorgelände beherrschte.
Es wurde
Nachmittag, bis sich die vordersten Kompanien des Regiments auf Sturment-fernung
an den Feind herangearbeitet hatten. An vielen Stellen waren schon empfind-liche
Verluste entstanden. Noch immer schlug bei jedem Versuch, in größeren
Abtei-lungen zu stürmen, ein vernichtendes Feuer aus den Schießscharten der
feindlichen Stellung. Die Punkte der feindlichen Gräben, auf denen
hauptsächlich das deutsche Artilleriefeuer lag, räumte der Serbe vorübergehend
dadurch, daß er seine Truppen nach rechts und links verschob und durch
flankierendes Kreuzfeuer die entblößten Graben-teile schützte. Die Kampfart des
Gegners an diesem Tag war für die Verteidigung mustergültig.
Gegen 3 Uhr
nachmittags befahl Oberst von Triebig den Einsatz des bisher in Reserve
liegenden II. Bataillons auf der ganzen Front des Regiments, um den langsam erlahmen-den
Angriff wieder vorzureißen. Das war von Erfolg.
Als es dämmrig
wurde, hatte sich der rechte Flügel des Regiments, vor allem die 1. Kompanie,
auf etwa 80 Schritt an die feindlichen Gräben herangearbeitet. Noch immer schoß
der Feind wütend auf die Angreifer. Aber bei einbrechender Dunkelheit drangen
vom I. Bataillon Abteilungen in der Stärke von etwa zwei Kompanien mit einem energischen Vorstoß in den
feindlichen Graben ein und warfen die Serben hinaus. Die Folge war, daß ein vom
III. Bataillon unternommener Angriff auf dem linken Flügel des Regiments
ebenfalls glückte. Gegen 8 Uhr abends war das Füsilier-Regiment im Besitz der
ganzen feindlichen Stellung.
Die Serben
fluteten auf die nächste südliche Höhe zurück. Der 18. Oktober hatte den
Füsilieren wieder einen vollen Sieg gebracht. I. und III. Bataillon besetzten
die Höhe 213. II. Bataillon wurde als Reserve ausgeschieden.“
aus:
„Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4.
württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921
sehr schöner Blog, der Style passt auch gut zu dem Thema *Daumen hoch liest sich sehr gut
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