„Die 7. Komp. beim
Gegenstoß am 15. Oktober: „Das zerschossene Dorf Amenoncourt, in dessen Kellern
die 7. Kompagnie untergebracht war, lag vom Morgen des 15. Okto-ber ab unter
starkem Feuer mittlerer und schwerer Kaliber. Nachmittags 2 Uhr befahl Oberst Zechlin
der Kompagnie, unter Zurücklassung des Gepäcks nach der Abfang-stellung
vorzurücken. Um 3 Uhr dort angekommen, wurde sie dem Kommandeur des
II./Res.-Inf.-Reg. 60, Major Schwenke, unterstellt; dieser hatte als Kommandant
der Sachsenwaldstellung seinen Gefechtsstand im Stützpunkt 8 a.
Der östliche Teil
der Sachsenwaldstellung, den die 8. und 6./Res.-Inf.-Reg. 60 besetzt hatten,
war kurz zuvor dem feindlichen Gegenangriff erlegen. Versäumnisse in der
Be-setzung des Stellung und ihrem Ausbau in der Zeit vom 9. bis 15. Oktober
hatten dazu beigetragen. Die Lage war nicht geklärt.
Auf Befehl des
Majors Schwenke ging die 7. Kompagnie unter Leutnant Bay 5 Uhr nachmittags in
aufgelöster Ordnung von der Abfangstellung nach Stützpunkt 8 a vor. Sie erlitt
hiebei durch das starke Artilleriefeuer Verluste. Sobald die Kompagnie den
Stützpunkt erreicht hatte, erhielt Leutnant Bay von Major Schwenke den weiteren
Befehl: „Die Kompagnie trägt den Angriff vor!“ Der Befehl ließ die Deutung zu,
daß eigene Schützen weiter vorn im Gefecht liegen und mit vorzureißen seien.
Die Kompagnie ging
den Hang hinauf gegen den östlichen Teil der Sachsenwald-stellung vor. Als die
voranschreitenden Führer sich der Stellung näherten, erkannten sie im
Halbdunkel auf kürzeste Entfernung die Besetzung durch den Feind. Rasch
ent-schlossen gaben die Offiziere der Kompagnie den Befehl zum Sturm mit der
blanken Waffe. Der überraschte Gegner wurde überrannt. Die Kompagnie drang bis
an die Grenze des Sperrfeuers der eigenen Artillerie vor; sie nahm 3 französische
Offiziere und 22 Mann gefangen und befreite Gruppen der 6. und 8./Res.Inf-Reg.
60, die vom Gegner umzingelt waren.
Nach dem Sturm
grub sich die Kompagnie unter Ausnützung der zahlreichen Granat-trichter ein.
Großes Schanzzeug, Handgranaten und Leuchtpistolen, Unterstützung durch
Pioniere und Materialträger fehlten. Anschluß nach den Seiten und Verbindung
nach rückwärts durch Fernsprecher bestand nicht. Die Verbindung durch
Meldegänger der Kompagnie war infolge des starken Feuers häufig unterbunden.
Alle Meldegänger wurden, teilweise nach wiederholten Gängen, getötet oder
schwer verwundet. Die Leiche eines von ihnen, des pflichttreuen und furchtlosen
Unteroffiziers Weber, wurde später zwischen dem Stützpunkt 8 a und der
erstürmten Stellung aufgefunden; die Hand des Toten hielt noch den Zettel mit
einem Befehl des Majors Schwenke umfaßt.
Die Kompagnie
hielt aus. Nach rechts gegen die Flankierungsanlage a war eine Lücke von
mehreren hundert Metern, zu deren Ausfüllung die Kräfte der Kompagnie nicht
ausreichten; deshalb sicherte sie durch Patrouillen, welche die Verbindung nach
rechts herstellen. Links gelang es einige Stunden später der 9./Res.-Inf.-Reg.
60, sich östlich der Sachsenwaldstellung festzusetzen. In der Morgendämmerung
wurde die 7. Kompag-nie durch Teile des III./Res.-Inf.-Reg. 60 abgelöst und in
die Abfangstellung zurück-gezogen. Sie hatte 2 Tote und 15 Verwundete verloren;
unter den letzten befand sich Vizefeldwebel W. Öchßler. Die Aussagen der
eingebrachten Gefangenen brachten wertvolle Aufschlüsse über die Verhältnisse
beim Gegner, der seinen vorübergehenden Erfolg mit außerordentlich schweren
Verlusten erkauft hatte. Die 7. Kompagnie hatte unter der tatkräftigen Führung
des Leutnants Bay wesentlich dazu beigetragen, daß die Sachsenwaldstellung in
deutscher Hand blieb.“
aus:
„Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1923
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