„Jetzt schien der Feind darauf zu verzichten, uns die Achselklappe wieder
zu entreißen. Er baute in seiner Stellung und hielt uns dauernd unter heftigem
Granatfeuer. An einzelnen Stellen, die unter fast ununterbrochenem Feuer lagen,
war es unmöglich, die Stellung instand zu halten; die Granaten warfen die
Grabenwände ein, das Regenwasser staute sich, es entstand jener zähe Matsch, in
dem nicht bloß die Stiefel, sondern – wie es einem Mann der 5. Komp. geschah –
sogar die Strümpfe stecken blieben. Längst waren die Wasserleitungen in den
Lagern zerschossen; aus Granatlöchern, aus denen verscheuchte Ratten
aufsprangen, holte man das schlammige Wasser. Warme Verpfle-gung gab es schon
seit Wochen in der Stellung nicht mehr; die nassen, vom Lehm durchtränkten
Kleider mußten am Leibe trocknen. Typhuserkrankungen nahmen in er-schreckendem
Umfange zu; die Auswanderung ins Seuchenlazarett Inor begann. Beson-ders der neu
eintreffende Nachersatz fiel diesem Feinde prompt zum Opfer. Der uner-müdlichen
Tätigkeit der Ärzte des Regiments, vor allem des Regimentsarztes, Stabsarzt Dr.
Haydt, ist es zu danken, daß diese Gefahr in Schranken gehalten und die
Auflösung des Regiments durch eine heimtückische Seuche verhindert wurde. Dabei
änderte sich das Bild des Kampfes keineswegs. Zu dem lebhaften Artilleriefeuer
traten im Abschnitt V Menschen und Kräfte verbrauchende Handgranatenkämpfe.“
aus:
„Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1922
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen