„Der Gegner war die ersten Wochen ruhig, entfaltete aber bei Nacht eine
rege Tätigkeit hinter der Front. Bei günstigem Wind hörte man Feldbahnen und
Fahrzeuge, das Abladen von Eisen und Holz, Klopfen und Hämmern. An klaren Tagen
waren zahlreiche Fesselballone am Himmel und die Flieger kreisten von morgens
bis abends über der Stellung und leiteten das Einschießen von Batterien. Wir
Infanteristen im Schützengraben sahen darin nichts Besonderes. Die höhere
Truppenführung aber hatte einen größeren Überblick über die Lage, sie bekam die
Berichte des Nachrichten-dienstes und war sich schon im April im Klaren, daß der
Engländer vor unserer Front zu einem großen Angriff rüstete. So wurde auch
unsererseits alles zur Abwehr vorbereitet. Die Abschnitte wurden durch
Einschieben neuer Truppen verkleinert. Dafür wurde innerhalb der Verbände mehr
in die Tiefe gestaffelt und nicht mehr alles im ersten Graben eingesetzt. So
wurden die zweiten und teilweise auch dritten Gräben besetzt, besondere
Reserven zum Gegenangriff ausgeschieden und die Ruhebataillone in die Zwischenstellung
Soden – Grallsburg vorgezogen. Infolge dieser Umgruppierung mußte das Regiment
etwas nach Süden rücken, so daß der rechte Flügel beim Heidenkopf, der linke
vor Beaumont lag (18. Mai). In dieser Stellung wurde fieberhaft gearbeitet,
alles nach Möglichkeit verstärkt und verbessert, neue, immer tiefere
Unterstände gebaut, neue Gräben angelegt, der Nachrichtendienst organisiert,
Munitions- und Lebensmittel-reserven niedergelegt, in Beaumont und bei den „fünf
Weiden“ Unterstände für Küchen gebaut und Sanitätsunterstände eingerichtet.
Umfangreiche Vorbereitungen traf auch die Artillerie hinter uns. So verging
Woche um Woche. Die Patrouillen hatten noch schöne Erfolge, so holte eine
Patrouille der 6. Kompagnie am 21. Mai drei Engländer aus dem Graben. Eine
kleine Unternehmung am 23. Mai mißlang, weil die eigene Artillerie zu kurz
schoß. Die Patrouille mußte sich unter Verlusten kämpfend zurückziehen. Durch
Abhören eines englischen Ferngesprächs erfuhr man aber, daß der Engländer dabei
mehrere Tote, 46 Verwundete und 2 Vermißte hatte.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“
Stuttgart, 1922
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen