„Über seine Eindrücke an der Front schrieb der Herr Stadtpfarrer wie folgt:
„Was die Front ist, davon bekommt der Laie den mächtigen Eindruck bei Nacht.
Von dem Zimmer aus, in welchem ich wohnte, sah man gegen Abend die
Granateinschläge, weiße und dunkle Sprengwolken und hie und da blitzte auch ein
Schrapnell über dem Horizont. Als die Nacht hereingebrochen war, stiegen
unaufhörlich Leuchtkugeln in die Höhe und übergossen die Erde und die
tiefhängenden Wolken mit einem zitternden Licht. Gewaltig war der Anblick, als
ich nachts von der Höhe Abschied nahm. Auf einer langen, viele Kilometer weiten
Linie um Ypern herum und nördlich und südlich davon blitzte es beständig auf von
den Abschüssen und Einschlägen der Granaten. Lichtkugeln standen manchmal 10 –
20 zu gleicher Zeit in der Höhe, den nächsten Umkreis mit taghellem Licht
übergießend, und immer wieder knatterten die Maschinengewehre zwischen dem
Kanonendonner. Da vorne, wo jeder Minute Tod und Verderben droht, da ist die Front,
da stehen die unsrigen auf der Wacht. Hier lassen sie niemand durch. Gott mit
Euch, Ihr Treuen, Tapferen! Von alledem aber, was ich da sah, kommt nichts in
den Tagesbericht. Davon heißt es höchstens: „Vor Ypern nichts neues oder nichts
besonderes“ und die Soldaten, an welchen wir vorüberkamen, kümmerten sich um
all das gar nicht. So sehr sind sie es gewohnt. Wie mag es erst sein, wenn
Trommelfeuer aus tausend Schlünden fährt.““
aus: „Das neunte Württembergische
Infanterie-Regiment Nr. 127 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920
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