Montag, 13. November 2017

13. November 1917


„Am 10. November rückt das Regiment 248 in Stellung. Nach Dixmuiden hinein schlägt schweres, feindliches Feuer aller Kaliber. Die blühende Stadt ist ein öder Trümmer-haufen. Grundmauern und Reste von Häusern stehen noch, Straßen und Plätze kann man kaum noch unterscheiden, denn sie sind dicht übersät von Trümmern und Gestein, kaum daß man sich in den ersten Tagen durch sie hindurchwinden konnte.
Die Regimenter, die hier in langer, ruhiger Zeit gelegen, hatten die Stellungen in und an der Stadt gut ausgebaut. Freilich, zerschlagen waren im Artilleriefeuer der letzten Wochen die wegen des hohen Grundwasserstandes auf dem gewachsenen Boden aufge-bauten Brustwehren, zerfetzt die Drahthindernisse; auch die in Kellern und in Anleh-nung an alte Hausreste gebauten Betonunterstände konnten bei der jetzt üblichen Ver-wendung von schwerer und schwerster Artillerie nicht mehr als schußsicher angesehen werden. Allerdings boten sie wenigstens einen gegen leichte und mittlere Geschosse deckenden Unterschlupf.
Fünf Kompagnien wurden dem K. T. K. in Dixmuiden unterstellt. Am Ostufer des Iserkanals lagen in der Schünemann, Fabrik- und Kückstellung zwei Kompagnien, getrennt durch den am Fort Schünemann in den Iserkanal mündenden Handzaemekanal. Anschluß an die Nachbarregimenter war in der vorderen Linie nicht vorhanden. Auf beiden Flanken war die Niederung weithin überschwemmt. Nur selten bei geringem Wasserstande oder Frost gelang es, durch die Kastensappe Anschluß mit dem nördlich liegenden Regiment aufzunehmen. Eine auf Kähnen liegende leichte M.-G.-Gruppe sicherte am Haus Wannsee vor gegnerischen Überraschungen. Stärkeren Rückhalt hatte sie an einem in Kaizerhoek liegenden schweren M.-G.-Zug. Ebenfalls nach Norden schaute die mit Teilen der Schünemann-Kompagnie belegte Gneisenau-Stellung. Eine dritte Kompagnie hatte die in dritter Linie liegende Kloster-Stellung inne. Die Stellun-gen der zweiten Linie waren völlig zerschossen, lagen im Sumpfgelände und boten keine Verteidigungsmöglichkeiten. Die 4. Kompagnie gruppierte sich im Stadtinneren mit ihrer kleineren Hälfte um den Marktplatz. Der größere Teil war in kleine Gruppen aufgeteilt, die im Häuserkampfe um leichte und schwere M.-G. kristallisiert. einem eingebrochenen Gegner Widerstand leisten sollten. Am Ostrand der Stadt lag am Bahnhof eine fünfte Kompagnie als Reserve- und Gegenstoßtruppe des K. T. K. Die schweren M.-G. der Kampf-M.-G.-Kompagnie waren in der Stadt selbst eingesetzt und gaben dem Stellungssystem den nötigen Rückhalt. Die Häuserreste wurden zum Einsatz zahlreicher Flügel-, schwerer, mittlerer und leichter Minenwerfer ausgenützt.“



aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924

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