Samstag, 18. November 2017

18. November 1917


„Es blieb dem Gebirgs-Bataillon unbekannt, daß schon seit mehreren Tagen aus Rich-tung Arten – Feltre gekämpft wurde um den Besitz der nördlichen Vorberge des Mont Grappa. Bereits am 12. November waren die Vorhuten der vom Rolle-Paß und Cauriol in den Fassaner Alpen anmarschierenden K. u. K. 9. Gebirgs-Brigade des XX. Korps gegen italienische Nachhuten auf Mont Rocone südlich Arten und Mont Tomatico südlich Feltre ins Gefecht getreten, hatten Aber – um in den Gefechtsstreifen der Heeresgruppe Conrad jenseits Cismon und Brenta zurückzukehren – von diesem Gegner wieder abgelassen. Am 13. November erstiegen die vordersten Teile der 22. Schützen-Division, Generalmajor v. Merten, mit der verstärkten Schützen-Regiment 3, die Berge südlich Arten – Feltre und drangen bis zum 16. November vor bis Prassolan, (Schützen-Regt. 3) Mont d‘ Avien, Bosniaken der 55. Inf.-Division bis Rocca Cisa. Nur ihre geringe Stärke verhinderte sie, den von den Italienern nur schwach besetzten Grappa zu nehmen und durchzustoßen bis Bassano.
Diesen Durchstoß erhoffte General d. Inf. Krauß von den im Brenta- und im Piave-Tal angesetzten Gruppen der Generalmajore Wieden von Appenbach – Edelweiß- und 94. Inf.-Division – und Prinz von Schwarzenberg – 55. Inf.-Division und Deutsche Jäger-Division. Der Talstoß war immer schon seine Liebhaberei gewesen; seitdem die Schlesier bei Tolmein am 24. Oktober 1917 im Isonzo-Tale 12 km durchgestoßen waren bis Karfeit, hielt er den Kampf um Höhen und auf Bergen für Zeitverschwendung. Aber selbst der Tapferkeit der unübertrefflichen Tiroler, Kärntner, Steiermärker und Bosnia-ken gelang es nicht, die engen und stark befestigten Täler beiderseits des Grappa-Gebirges zu durchstoßen.
Dem Kommandeur des Gebirgs-Bataillons war völlig freigestellt, wie er seine Auftrag ausführen wollte. Major Sproesser entschloß sich, den Mont Grappa nördlich und südlich der Calcino-Schlucht in zwei Kolonnen anzugehen; mit dem Gros über Rocca Cisa – 1222 – 1193 – 1306, mit einer linken Seitenabteilung über Mont Spinuccia – 1208 – 1193 – 1306; Rocca Cisa sollte von dem Gros durch das Tegorzo-Tal über Schievenin, von der 6. Gebirgs-Kompagnie als Vorhut über Campo erreicht werden. Oberleutnant Rommel erhielt Befehl, mit 2. und 4. Gebirgs-, 3. M. G.-, ⅓ Nachrichten-Kompagnie, ½ Gebirgs-Kanonen-Batterie und einer Funkerstation über Campo – Uson – Mont Spinuccia – 1208 gegen 1193 – 1306 vorzugehen. 1½ Gebirgs-Kanonen-Batterien, 1 Funkerstation und ½ Sanitäts-Kompagnie sollten dem Gros nach Schievenin folgen. Um Schützen und Tragetieren das Übersteigen des Mont Cornella 634 zu ersparen, wurde die Nacht abgewartet.
Als das feindliche Artilleriefeuer nach Einbruch der Dunkelheit nachließ, gewann das Gros des Gebirgs-Bataillons in kleine Abteilungen mit großen Abständen zerlegt, durch das völlig in Trümmer geschossene Quero das Tal des Torrente Tegorzo und gelangte um Mitternacht nach Schievenin. Leutnant Schafferdt mit der 6. Gebirgs-Kompagnie hatte noch am Abend bei einer Bosniaken-Kompagnie Leutnant Perkow 15. B. H. 4* auf Rocca Cisa 781 sich eingenistet. Oberleutnant Rommel, trotz schweren Feuers auf dem Wege Quero –  Uson ohne Verluste, erreichte 9 Uhr abends Nordrand Uson und sandte über 768 die Offizierspatrouille Leutnant Walz 3. M. G. K. gegen Spinuccia 1301 vor. Patrouille Windbühler, 2. Gebirgs-Kompagnie, nahm auf dem Wege Uson – Ponte di Stua 130 Italiener gefangen und erbeutete 2. M. G. Verbindung wurde aufgenommen mit Jäger-Bataillon 2 an der westlichen, Reserve-Jäger-Bataillon 1 an der östlichen Kirche von Alano (Jäger-Regt. v. Pappritz) und Abteilungen der K. u. K. 26. Gebirgs-Brigade (55. Inf.-Div.) in Alano, welche dazu bestimmt waren, die rechte Flanke ihrer nach Süden vorgehenden Brigade  gegen Spinuccia zu sichern. 1.40 Uhr nachts trat Oberleutnant Rommel von Uson aus den Vormarsch über 768 an.  Versehentlich waren die dem Gebirgs-Bataillon unterstellten beiden Gebirgs-Kanonen-Batterien (2. und 3. Geba 7) nach Uson marschiert und blieben nun dort im Bereich des Jäger-Regiments von Pappritz. Sie unterstützten das Vorgehen der Abteilung Rommel durch Feuer gegen Mont Spinuccia, so daß die Abteilung bis 18. November, 11 Uhr vormittags an die felsigen Steilhänge des Höhe 1301 gelangte; weiteres Vorgehen verhinderten senkrechte Felsen und starkes konzentrisches M. G.- und Artilleriefeuer von Fontana Secca 1608 – 1397 – 1509 – Mont Pallone – Mont Tomba, gegen das die im Raume Quero – Alano – Faveri befindliche leichte Artillerie der K. u. K. 55. und der Jäger-Division nicht aufzukommen vermochte. Dem Gros des Gebirgs-Bataillons ging die dringend notwendige Unterstützung durch Begleit-Batterien verloren, da die beiden Gebirgs-Batterien in Uson von der Jäger-Division bald anderweitig verwendet werden mußten.“
„Inzwischen hatte das Gebirgs-Bataillon am 18. November früh noch in der Dunkelheit aus dem überfüllten Gebirgsdörfchen Schievenin den Aufstieg über Rocca Cisa begonnen, voraus Abteilung Füchtner (5. Gebirgs-, 1. M. G. K.), sie 1222 zu erreichen Befehl erhalten hatte. Von der Wegegabel auf Rocca Cisa ab schloß sich die 6. Gebirgs-Kompagnie und die Bosniaken-Kompagnie Leutnant Perkow (15. B. H. 4) dieser Vorhut an. Im Gros folgten Major Sproesser mit Stab und Nachrichten-Kompagnie, 1. und 3. Gebirgs-, 2. M. G.-Kompagnie, Gebirgs-Funkerstation und ½ Sanitäts-Kompagnie bis Rocca Cisa; in dürftigen Ziegenställen und Heuhütten kamen Stab und Gros unter. Die Gefechtsbagage verblieb im Tale. Die Vorhut stieß auf italienische Postierungen östlich 1222; der tapfere Führer der Spitze, Unteroffizier Schmierer, 5., fiel. Die Vorhut stellte fest, daß der Feind in ausgebauten Stellungen auf Fontana Secca 1608 stehe. Sie besetzte die Höhen östlich und nordöstlich 1222, nördlich des Weges mit 1. M. G. K.; Stab Füchtner blieb am Wege ostwärts 1222. Obwohl eine K. u. K. Gebirgs-Kanonen-Batterie der K. u. K. 26. Gebirgs-Brigade (55. Inf.-Div.) in Schievenin bereitwilligst den Vormarsch des Gros des Gebirgs-Bataillons mit ausgezeichneter Wirkung unterstützte, gelang es dennoch nicht, weiter vorzudringen. Der Deutschen Jäger-Division wurde daher gemeldet, daß gegen Fontana Secca Druck von Norden aus Richtung Seren fehle, daß insbesondere 2 feindliche Gebirgs-Batterien auf 1385 südwestlich Fontana Secca jedes Vorwärtskommen auf Mont Spinuccia 1301 verhindern und daß zu ihrer Bekämpfung Haubitz-Batterien im Tale bei Schievenin unentbehrlich seien.“


aus: „Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933

*15./Bosnisch-Hercegowinisches Infanterie-Regiment Nr. 4

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen