Mittwoch, 18. April 2018

18. April 1918



„Die deutsche Artillerie hatte man mit Ausnahme ganz weniger Batterien hinter die Avre zurückgenommen. Der Grund dieser Maßregel war wahrscheinlich, daß sich die Munitionsbeifuhr über den Fluß und seine zerschossenen Brücken herüber nicht auf die Dauer durchführen ließ. Es mußte aber unter diesen Verhältnissen das Sperrfeuer aus den deutschen Geschützen auf den Grenzen von deren Schußweite abgegeben werden, mit dem Erfolg, daß das Feuer meist recht pünktlich und wirkungsvoll in unsere eigenen Gräben einschlug. Wirkungsschießen gegen die feindlichen Stellungen war unter diesen Verhältnissen für die meisten deutschen Geschütze völlig ausgeschlossen, die Franzosen saßen in ihren Linien ruhig und unbehelligt von unseren Granaten.
So gehörte die Lage bei Sauvillers zum Schlimmsten, was das Regiment taktisch wäh-rend des ganzen Kriegs auszuhalten hatte. Dazu kamen aber auch noch für die Verpfle-gung außerordentliche Schwierigkeiten. Der schon im Frieden bestehende Avreübergang bei Braches samt seinen Zufahrtsstraßen lag fast ständig unter feindlichem Feuer. Seine Benutzung war nahezu unmöglich, insbesondere für Fahrzeuge. Ein von unsern Pionier-en angelegter Kolonnenweg mit Brücke wurde bald von feindlichen Fliegern erkannt und hatte dann dasselbe Schicksal. Ferner wurde der Avregrund in breiter Ausdehnung von der Franzosen immer und immer wieder vergast. Es war unter diesen Umständen stets schwierig, manchmal aber völlig unmöglich, Verpflegung nach vorne zu bringen.
Da wurde Schmalhans Küchenmeister, wie bis dahin im Regiment noch niemals, und an manchem Tag galt das Fleisch erschossener Pferde, im Kochgeschirr gesotten, oder in dessen Deckel geschmort, als beneidenswerter Leckerbissen.
Der Troß des Regiments hatte bei dem gefährlichen Vorbringen Verluste erlitten. Noch bedeutender aber waren die, welche ihm die feindlichen Flieger durch Bombenabwurf gegen seine Quartiere hinten in Hangest zufügten.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

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