Sonntag, 22. April 2018

22. April 1918



„Nachdem durch einen abgeschossenen und eingebrachten Engländer von der 11./124 die 35. engl. Division festgestellt war, sagte am 22. April ein an einer anderen Stelle gemachter Gefangener aus, am Abend des 22. sei ein größerer Angriff geplant. Vor-kommandos der 3. Marine-Div. befanden sich bereits in unserer Stellung, um eine dem-nächst vorgesehene Ablösung vorzubereiten. Für alle Teile wurde erhöhte Gefechtsbe-reitschaft befohlen, die in den letzten Wochen geleistete Arbeit machte sich jetzt bezahlt, war doch fast überall ein durchlaufender Graben entstanden, der der Kampf-truppe einen Halt bot, auch Bereitschaften fanden schußsichere Unterkunft am Bahn-damm. Drahthindernisse waren überall gezogen.
8.20 Uhr abends beobachtete die 3./124 auf den Höhen von Bouzincourt starke feind-liche Kolonnen im Anmarsch. 8.50 Uhr abends setzte schlagartig Trommelfeuer auf die Stellungen ein, alle Straßen und Aveluy lagen unter dem Feuer mittlerer und schwerer Kaliber. Nach wenigen Minuten schon verlegten die Engländer ihr Feuer nach rückwärts und traten zum Angriff an, wie immer in dichten Wellen. Durch Leuchtzeichen ange-fordert, setzte unser Sperrfeuer ein, Infanterie und M.-G. feuerten, was aus den Geweh-ren ging. 100 Meter vor der Stellung kam der Anlauf ins Stocken und kriechend ver-suchte der Gegner, sich der Stellung zu nähern. Unter schweren blutigen Verlusten wur-de er überall abgewiesen. Bei der 2./124 hatten 2 leichte M.-G. mit ihren tapferen Bedienungen den Hauptanteil bei der Abwehr, bei der 3. Kompagnie die schweren M.-G. der 1. M.-G.-K. 9.45 Uhr abends war der Gegner überall wieder zurückgegangen, die Artilleriebeschießung dauerte bis 11 Uhr abends an. Höchste Anerkennung verdienten auch die Meldegänger, die von der vordersten Linie zum K.-T.-K. und von dort zum Regiment nach Aveluy die Nachrichten brachten. Die Fernsprechleitungen waren alle durch Feuer zerstört, auch die Funkenstation beim Regimentsgefechtsstand hatte durch die Einschläge schwerer Granaten so gelitten, daß sie nicht mehr arbeitete. Gegen 4 Uhr morgens trat dann Ruhe ein. Das Regiment hatte 92 Mann verloren, darunter 23 Tote.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918ׅ, Stuttgart 1921

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