Dienstag, 3. April 2018

3. April 1918


„Das Regiment hatte die jetzt genommene Stellung gegen jeden feindlichen Angriff zu halten. Der Franzmann hat in den ersten Tagen des April uns vorn, in den Mulden, im Hintergelände mit den Ortschaften Conchy und Orvillers unablässig beschossen. Trotz-dem waren wir unermüdlich bestrebt, die am 30. und 31. März vermischten Verbände wieder zu ordnen. So fanden sich die Mannschaften allmählich wieder bei dem stärke-ren Teil ihrer Kompagnien ein und rasch bildeten sich wieder zusammengehörige Ver-bände. In den Löchern der vordersten Kampffront lag rechts die Abteilung Hasselmaier, dann das Bataillon Huber, dann das Bataillon Naumann. Das Vorbringen der Verpfle-gung blieb schwierig und bis das Essen vorkam, war es kalt. Hartspiritus gab es nicht genug, auch war es nicht ratsam, Feuerschein zu zeigen. Da griffen die Soldaten zur Selbsthilfe. In den Dörfern Boulogne, das den Beinamen „La grasse“, d. h. das Fette, hat, und in Conchy mit dem Zuwort „les Pots“, d. h. die vollen Töpfe, da gab es viel Most von seltener Güte. Was an Wein, an Hühnern, Eiern, Karnickeln aufzutreiben war, hat gar bald seinen Liebhaber gefunden. Aber Most gab es immer wieder. Und Stroh in Menge. Man brauchte es auch gar nötig in den nassen Löchern und Trichtern, denn der nasse und kalte April machte seinem Namen alle Ehre. Der Inhalt der Tornister und der Brotbeutel der auf dem Schlachtfeld liegenden Toten wurde gesammelt und verteilt. Die warmen wollenen Decken unserer Feinde und ihre schönen braunen Lederwesten haben unsere Leute sich bald zu eigen gemacht. Der Abtransport der Verwundeten machte viel Arbeit, dabei hat sich der Bataillonsarzt des III. Batl., Oberarzt Dr. Mobitz, besonders hervorgetan. Die Bergung der Toten ist sehr erschwert durch das feindliche Maschi-nengewehrfeuer, das wieder aus Panzerautos auf der großen Straße kommt, dem aber unsere Minenwerfer wieder erfolgreich zusetzen, so daß sie vom 3. April ab wegblei-ben, denn von der Windmühle zwischen Boulogne und Conchy bestreichen unsere Minenwerfer die von Orvillers vorgehende Straße unter Leitung des Leutnant d. R. Bruckner, der dort sein Minendepot hat.“


aus: „Die Geschichte des Württembergischen Infanterie-Regiments Nr. 476 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921

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