„Das
Regiment hatte die jetzt genommene Stellung gegen jeden feindlichen Angriff zu
halten. Der Franzmann hat in den ersten Tagen des April uns vorn, in den
Mulden, im Hintergelände mit den Ortschaften Conchy und Orvillers unablässig
beschossen. Trotz-dem waren wir unermüdlich bestrebt, die am 30. und 31. März
vermischten Verbände wieder zu ordnen. So fanden sich die Mannschaften
allmählich wieder bei dem stärke-ren Teil ihrer Kompagnien ein und rasch bildeten
sich wieder zusammengehörige Ver-bände. In den Löchern der vordersten Kampffront
lag rechts die Abteilung Hasselmaier, dann das Bataillon Huber, dann das
Bataillon Naumann. Das Vorbringen der Verpfle-gung blieb schwierig und bis das
Essen vorkam, war es kalt. Hartspiritus gab es nicht genug, auch war es nicht
ratsam, Feuerschein zu zeigen. Da griffen die Soldaten zur Selbsthilfe. In den
Dörfern Boulogne, das den Beinamen „La grasse“, d. h. das Fette, hat, und in
Conchy mit dem Zuwort „les Pots“, d. h. die vollen Töpfe, da gab es viel Most
von seltener Güte. Was an Wein, an Hühnern, Eiern, Karnickeln aufzutreiben war,
hat gar bald seinen Liebhaber gefunden. Aber Most gab es immer wieder. Und
Stroh in Menge. Man brauchte es auch gar nötig in den nassen Löchern und
Trichtern, denn der nasse und kalte April machte seinem Namen alle Ehre. Der
Inhalt der Tornister und der Brotbeutel der auf dem Schlachtfeld liegenden
Toten wurde gesammelt und verteilt. Die warmen wollenen Decken unserer Feinde
und ihre schönen braunen Lederwesten haben unsere Leute sich bald zu eigen
gemacht. Der Abtransport der Verwundeten machte viel Arbeit, dabei hat sich der
Bataillonsarzt des III. Batl., Oberarzt Dr. Mobitz, besonders hervorgetan. Die
Bergung der Toten ist sehr erschwert durch das feindliche Maschi-nengewehrfeuer,
das wieder aus Panzerautos auf der großen Straße kommt, dem aber unsere
Minenwerfer wieder erfolgreich zusetzen, so daß sie vom 3. April ab wegblei-ben,
denn von der Windmühle zwischen Boulogne und Conchy bestreichen unsere
Minenwerfer die von Orvillers vorgehende Straße unter Leitung des Leutnant d.
R. Bruckner, der dort sein Minendepot hat.“
aus: „Die Geschichte des Württembergischen
Infanterie-Regiments Nr. 476 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921
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