Freitag, 18. November 2016

18. November 1916


„Am 18. November vrm. griff nach kurzem Trommelfeuer und bei dichtem Nebel der Feind die Regimenter 106 und 107, links neben uns an. R. 120 erhielt zwar Artilleriefeuer, sonst blieb es hier ruhig. Später lag ausgiebiges englisches Sperrfeuer dicht vor uns und auf dem Grandcourtriegel, so daß jede Verbindung von hier nach dem vorliegenden Dessauergraben ausgeschlossen war. Die Verbindung durch Sicht war durch Nebel und krepierende Granaten ganz unmöglich, eine Patrouillenentsendung in dieses Feuer hinein desgleichen.
Im Dessauergraben, in vorderster Linie, stand das I. Bataillon, ohne die vorerwähnten 4. Züge. Es war mit englischen Granaten überschüttet worden, das Feuer hatte soeben wieder aufgehört, nur das Sperrfeuer auf den Grandcourtriegel ging weiter. Da erschie-nen plötzlich Engländer von hinten.
Es war nämlich dem Feind gelungen, beim linken Nebenregiment 106 durchzubrechen. Dann wandte er sich hinter dessen vorderster Linie nach Westen und kam dem I./R. 120 in Flanke und Rücken. Gleich darauf griffen die Engländer dieses Bataillon in der Front an. Dabei war das Bereitschaftsbataillon im Grandcourtriegel durch das Sperrfeuer niedergehalten, ja es konnte gar nicht feststellen, was sich vor ihm zutrug.
Der 1. Kompagnie auf dem rechten Flügel gelang es, wenn auch mit schweren Verlus-ten, sich nach rechts durchzuschlagen zum Nebenregiment. Ja, nicht nur das, auch eine ganze Anzahl gefangener Engländer brachten diese Helden mit.
Die 3 andern Kompagnien wehrten sich, wehrten sich bis zur letzten Patrone, dann fielen sie, oder besser ihre Überreste, in englische Gefangenschaft.
Erst nach geraumer Zeit kam die Nachricht über all das an das Regiment. Ein Regi-mentsbefehl betr. Rückeroberung des Dessauergrabens war schon fertig ausgearbeitet. Seine Ausführung mußte unterbleiben, weil die nötige Artilleriemunition nicht zur Ver-fügung gestellt werden konnte.
Tags darauf wurde das Regiment abgelöst, Trauer herrschte, tiefe Trauer. Zum erstenmal waren unsere Verluste an Vermißten bedeutend.
Das Regiment hatte seit dem 28. Oktober verloren: Tot: 2 Offiziere, 55 Mannschaften; verwundet: 4 Offiziere, 295 Mannschaften; vermißt: 10 Offiziere, 287 Mannschaften (doch darunter auch eine Anzahl tot).“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

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