Sonntag, 6. November 2016

6. November 1916


„Der Bataillonskommandeur hat von seinem Gefechtsstand aus keinen Überblick über das Kampffeld; er ist auf die Meldungen seiner Unterführer angewiesen. Leutnant d. R. Schumacher, Führer der 1. Kompagnie, Leutnant d. R. Leibenguth, Führer der 3. Kompagnie, Leutnant Gangloff von der 4. Kompagnie schickten klare und richtige Meldungen. Wer sie liest, ahnt nicht, unter welchen Eindrücken sie geschrieben sind. Die Meldungen treffen auch rechtzeitig ein, trotz der oben geschilderten Verhältnisse. Die 6. und 7. Kompagnie, die 8., die 5. führen die Befehle des Bataillonskommandeurs aus, obwohl sie nicht nur feindliches, sondern auch eigenes Artilleriefeuer zu ertragen haben. Sind es nicht 100 oder 50 Mann, die durchkommen, so ist es doch eine Gruppe entschlossener Männer, und das genügt hier. Alles klappt. Es ist ein wundervolles Zusammenspiel aller Kräfte unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen, das uns hier entgegentritt und gereicht der umsichtigen und einsichtigen Führung ebenso zur Ehre, wie der über alles Lob erhabenen Opferwilligkeit und Standhaftigkeit der Truppe. Auch für Hauptmann Heng mit seinem II. Bataillon gilt das Gesagte, wenn hier auch aus Platzmangel darauf verzichtet werden muß, des näheren darauf einzugehen. Noch am gleichen Abend erging folgender Brigadebefehl:
„Das Regiment hat heute durch stärkstes Trommelfeuer vorbereitete feindliche Massenangriffe mit altbewährter Tapferkeit abgewiesen. Ich spreche dem Regiment für den bewiesenen Heldenmut meine vollste Anerkennung aus.             gez. Eckermann.“
Tagesbefehle aller Instanzen, sowie ein Erlaß des allerhöchsten Kriegsherrn wetteiferten in der Anerkennung der unerschütterlichen Standhaftigkeit aller an diesem Großkampf beteiligter Truppen.
Da am Abend des 6. November die Lage am Nordrand des St. Pierre Vaast-Waldes noch keineswegs geklärt war, wurden diejenigen Teile des Inf.-Regts. 172, die ihre Stellung südlich Saillisel noch hielten (5. und 7. Komp.), dem Inf.-Regt. 126 unterstellt, und dieses erhielt durch die Division den Befehl, den Südrand des Dorfes bis zur R 1-Stellung lückenlos zu besetzen. Der Regimentskommandeur wurde für das Halten von Saillisel persönlich verantwortlich gemacht. Mit der Durchführung des Auftrags wurde das zur Ablösung der vorderen Linie bestimmte, aber durch die verlustreichen Kämpfe am 29. Oktober auch schon stark mitgenommene III. Bataillon unter Major Goez betraut. Die Aufgabe war schwierig. Die Kompagnien des I. und II. Bataillons waren bunt durcheinandergewürfelt, wie es der Kampf und das Bedürfnis, da und dort eine Lücke zu stopfen, mit sich gebracht hatte. Das starke Feuer hatte eine Neuordnung der Verbände verhindert. Die Ablösungsnacht war dunkel; es fehlte naturgemäß an ortskun-digen Führern, da sich das Gelände nach jeder Beschießung mit ganz schweren Kalibern wieder änderte. Trotzdem und trotz schweren Feuers gelingt die Ablösung und die Neubesetzung des Südrandes von Saillisel in der Nacht zum 7. November. Die Reste der 3. und 4. Kompagnie beziehen einige Stollen am Ostrand von Saillisel; die 1. Kompag-nie mit den Resten der 2. Besetzt die R 1-Stellung, das II. Bataillon wird zur Ordnung der Verbände nach der R 2- Stellung zurückgezogen; I. und II. Bataillon werden zu je zwei Kompagnien formiert.“

aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von Baden“ im Weltkrieg 1914-1918ׅ, Stuttgart 1929

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