Mittwoch, 2. November 2016

2. November 1916


„Am 28. und 29. Oktober übernahm das Regiment eine Stellung südlich Miraumont, mit der gewöhnlichen Einteilung: 1 Bataillon vorne im Dessauergraben, 1 in Bereitschaft in der Miraumont- und Grandcourtstellung, 1 in Ruhe im Felsenkeller; Regimentsstab im sogenannten Unterstand Herzog, bei Klein-Miraumont im Ancregrund.
Hier war alles recht verbesserungsfähig, sobald man die Arbeit nicht scheute. Bei schlechtestem Wetter und in einer Schlammbrühe stehend, wurden von den beiden vorderen Bataillonen Unterstände hergestellt. Dadurch sank der tägliche Durchschnitts-verlust von 25 auf 10 Mann herab. Aber die Zahl der Erkrankungen wuchs, und dagegen ließ sich unter den vorliegenden Verhältnissen wenig tun.
Der Felsenkeller, in welchem das Ruhebataillon untergekommen war, war eine der großen künstlichen Felsenhöhlen, wie sie im nördlichen Frankreich sich öfters finden, und über deren ursprünglichen Zweck sich die Gelehrten nicht ganz klar und einig sind. Es war ein Gang, mit allen Seitenverzweigungen wohl fast 1 Kilometer lang, 0,80 – 3 Meter breit, meist 2 – 3 Meter, an einzelnen Stellen aber 15 Meter hoch. Hier drin lebten seit Wochen über 1000 Menschen und das ganze erhielt die nötige Luft durch einen einzigen Eingang. Diese Luft im Innern war aber auch dementsprechend; das Raubtier-haus eines zoologischen Gartens ist im Vergleich zum Felsenkeller ein Plätzchen, wohl geeignet zum kräftig Atemschöpfen.
Das Regiment ging sofort daran, weitere Ausgänge durchzubrechen. Einen, nach oben, konnte es selbst fertig-stellen, den zweiten, waagrecht, übergab es, beinahe fertig, zum Ausbau dem ablösenden Truppenteil.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920


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