Sonntag, 27. November 2016

27. November 1916


„Wirr prasselndes Streufeuer bei Tag und Nacht, heftige Artilleriekämpfe, die bei kla-rem Wetter von Flugzeuggeschwadern geleitet werden, deuten auf kommende Groß-kämpfe. So waren acht Tage vergangen, als plötzlich, hell auflodernd durch die Nacht, die Schlacht entbrannte. Heftiges Trommelfeuer zerschlug die im Morast notdürftig ausgehobenen Gräben. Die Gewehre der Infanteristen waren zu Lehmklumpen erstarrt. Dumpfe Schläge, teils von einschlagenden Geschossen, teils von in Brand geschossener Munition herrührend, durchdröhnten die Erde, in der die Geschützbedienungen in ange-spannter Aufmerksamkeit auf ihr Zeichen warteten. Nicht minder schweres Feuer lag auf all den Anmarschwegen und deckenden Mulden. Der Engländer gedachte, die bald mürbe gewordenen Besatzungen von jeder Hilfe abzuschneiden. So ging es Stunde um Stunde. Inzwischen hatte die Sonne die schützenden Nebel verscheucht, das wie im Tode erstarrte Schlachtfeld wurde lebendig. Emsig wimmelte es um die Geschütze und alles eilte nach Munition, um dem Engländer, der nun in dichten Wellen vorbrach, ein kräftiges Halt zu gebieten. Sorgfältig war das Feuer geregelt und in ruhigen Momenten noch überprüft worden; die Beobachter und Telephonisten hatten ihre Schuldigkeit getan. Das Sperrfeuer schlug dem Engländer hageldicht entgegen; der Grandcourt-Riegel war dadurch gut gedeckt; er hielt. Aber der Engländer ließ nicht locker. Der erste Graben wurde von ihm genommen; dies bestärkte seinen Mut. Nun währte der Kampf schon fünf Stunden, in denen die Rohre nicht verkühlt waren, und die Munition schwand. Doch die Fahrer der Batterien und Kolonnen des Regiments kannten kein Hindernis. Ohne Wanken saßen sie im Sattel oder führten ihre Pferde im Schritt mit ruhigem Zügel durch den tief aufgewühlten Trichterboden, während die Schrapnells über die Hänge und durch die Mulden fegten. Derbe Fäuste rissen die Geschoßkörbe aus den Munitionswagen und dann ging das Schießen weiter.“


aus: „Das Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 116 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921

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