„Der
Feind vergalt die Patrouillen am nächsten Nachmittag durch en mächtiges
Schießen auf Ammerzweiler, ein noch schwereres auf die Hügelstellung H 4 und H
5 zwischen Ammerzweiler und Niederburnhaupt und abends durch ein drittes gegen
L. 126 auf die Schönholzstellung, wobei unser linker Regimentsflügel mit einem
halben Tausend Schuß gestreift wurde. Auf unser II. und III. Bataillon in H 4
und H 5 entfiel nachmittags von 1 bis 5 Uhr die dickste der drei Entladungen
mit Minen und Granaten aller Kaliber, während zu gleicher Zeit aus dem zweiten
französischen Graben eine Versammlung von M.-G.-Dauerfeuer herüberkam. Solange
ihre M.-G. frontal schossen, stieß ihre Infanterie nicht vor, das war ein ganz
gutes Wetterglas; im übrigen lag nach den gestrigen Vorgängen eine französische
Patrouillen-Unternehmung oder mehr nahe genug, so daß unsere beiden Bataillone
sich mit Grund in äußerste Bereitschaft setzten. Belegt wurden vom Gegner
vorerst nur die erste und zweite Linie, nicht aber die hangabwärts stehenden
Stützpunkte des künftigen dritten Grabens und hier zogen wir die Kräfte zum
Gegenangriff zusammen; es mußte ziemlich offen geschehen, aber der Feind nahm
keine Notiz davon, er schien mit allen Augen an seinem Zielgebiet zu hängen –
desto besser. Andere Stoßtrupps der beiden Bataillone harrten unmittelbar
rechts und links von H 4 und H 5 im ersten Graben, bereit zum flankierenden
Schlag auf einbrechende Franzosen; wir hatten Muße zu ihrem Aufbau, denn die
Beschießung dauerte Stunde um Stunde an. Ein unglücklicher Nachersatztransport
war eben aus der Heimat eingetroffen und flugs auf die Kompagnien verteilt
worden; „das fängt ja gut an,“ dachten
die alten Knaben wohl, als sie sich ohne Aufenthalt sofort an den Brandherd
mitherangeschoben sahen. Der steifgefrorene Boden schwächte gleich einem Panzer
die Einschläge ab, trotzdem wurde uns das „Haus Maria“, ein Stollen der
„Hauffstellung“ in H 5 mit 4 Metern gewachsener Erddeckung zusammengedrückt,
wobei zwei Mann der 5. Kompagnie den Tod fanden und zwei weitere verwundet wurden
– zwei, drei Zentnerminen auf den selben Punkt und alle Schutzdecken nützen
nichts mehr, Zufallstreffer, wie sie bei solchem Massenaufgebot von Munition
gegen einen engen Raum leicht vorkommen. Die Gräben wurden weithin verschüttet,
die Hindernisse zerfetzt, andere Unterstände beschädigt, und als der Abend
sank, als höchste Feuersteigerung ohne M.-G.-Begleitung den Augenblick des
infanteristischen Angriffs anzukündigen schien und die Führer bereits zum
Gegenstoß „raus“ schreien wollten, da schnappte das Feuer plötzlich ab; einige
Nachzügler wie das Wetterleuchten eines abziehenden Gewitters und alles war
vorüber.“
aus:
„Das Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg
1914-1918“, Stuttgart 1925
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