„Mit
nichts zu vergleichen und selbst die Gegend der Somme-Schlacht übertreffend,
war der beinahe grundlose Morast, der vor Verdun Infanterie- und
Artilleriestellungen, je selbst die Barackenlager alle gleich überzog. Die
Feuerlinie der Infanterie war so gut wie abgeschnitten durch einen breiten
Schlammgürtel. Tragtiere brachten Munition und spärlichen, kalten Mundvorrat;
kostbare Menschenkräfte mußten aufgeboten werden. um wenigstens einige Bretter
und etwas Holz vorzubekommen.
Wüste
Pferdeknäuel an den Zufahrtswegen zeugten von den unendlichen Anstreng-ungen,
mit denen Staffeln und Kolonnen zu kämpfen hatten, um die so nötige Munition
über die steilen Hänge der Côte Lorraine zu führen. Über und über mit Schmutz
über-zogen, beinahe zum lebendigen Lehmklumpen geworden, kamen Pferde und Fahrer
frierend und hungernd in den Protzenlagern an. In den windigen Baracken, die
nur mit Dachpappe ausgeschlagen waren, die Pferde im Schlamm, ohne richtige
Streu, die Mannschaften ohne Öfen, sollten die ausgemergelten Leiber Linderung
und Erholung finden von den Strapazen einer solchen Nacht.
Ungefähr
zwei Kilometer vor unserer Artillerielinie stand ein
Garde-Feld-Artillerie-Regiment in ebenso ungünstigen Stellungen. Wir hatten
dieselben Sperrfeuerräume wie dieses Regiment, damit bei evtl. Ausfall der
einen oder anderen dieser Batterien, womit bei deren exponierter Stellung
gerechnet werden mußte, in den Sperrfeuerabschnitten keine Lücke entstand.
Sonstige Schießaufgaben hatten wir wenige; sie beschränkten sich meist auf Abgabe
von Störungsfeuer.
Für
die Führer war es fast unmöglich, das Feuer der Batterien sicher zu leiten und
die Infanterie tatkräftig zu unterstützen, denn die langen Fernsprechleitungen,
die um Berge und Wasser Umwege machen mußten, waren fast immer zerstört, und
andere Nachrich-tenmittel versagten meist wegen des schlechten Wetters. Die I.
Abteilung, die von dem in der rechten Flanke befindlichen Fort Marrè eingesehen
war, hatte wiederholt unter Störungsfeuer von dort zu leiden, doch ohne größere
Verluste zu haben.
Leider
verlor die I. Abteilung neben einigen Unteroffizieren und Mannschaften, den
jungen aber außerordentlich pflichttreuen und beliebten Kameraden, Leutnant d.
R. Adrion, durch Streufeuer in der Feuerstellung.“
aus:
„Das Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 116 im Weltkrieg“, Stuttgart
1921
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