„Am
6. Januar abends wurde die 26. Kavallerie-Brigade aus der Front herausgezogen
und der 6. Kavallerie-Division unterstellt. Die Russen hatten weiter westlich
die 301. Infanterie-Division, größtenteils aus österreichischen Truppen
bestehend, zurückge-drängt. Unsere linke Nachbardivision, die 115., eilte zu
Hilfe. Die 26. Kavallerie-Brigade hatte den Auftrag erhalten, ein Bataillon des
Reserve-Inf.-Regts. 40 bei Oleanaska abzulösen. Das Regiment stellte eine
Schützeneskadron unter Rittmeister Renner zusammen. In der Nacht vom 6./7.
Januar bezogen die Dragoner ihre Stellung, das heißt, sie nahmen die Linie ein,
die ihnen auf der Karte angegeben worden war. Sofort wurden Schützenlöcher
ausgehoben; infolge der Kälte und des gefrorenen Bodens eine harte Arbeit. Doch
arbeiteten die Dragoner, um warm zu bekommen, fleißig. Von den Russen war
nichts zu sehen und zu hören. Vorgetriebene Aufklärung ergab, daß der Feind
mindestens 1200 Meter gegenüberlag. Die Lage erschien ungeklärt, der Anschluß
rechts und links war nicht sichergestellt. Auf einem endlosen Brachfeld hockten
die Dragoner in Kälte und Schmutz in ihren Löchern. Kein Feuer brannte, abends
trat Schneefall ein, eine schauerliche Nacht hub an. Eisiger Wind fegte über
die Ebene, die Verpflegung kam in den Kochgeschirren gefroren und deshalb
ungenießbar an. Manche Leute wimmerten vor Kälte. Auch dem Bataillonsstab
weiter hinten ging’s nicht besser. Die Stunden auf dem Vulkanpaß traten in die
Erinnerung.
Am
8. Januar mittags sollte von deutscher Seite der Angriff erfolgen. Auch hier
mußte die vorderste Linie vollends an den Sereth herangeschoben werden. Punkt
12 Uhr erho-ben sich die Dragoner aus dem Graben, links schlossen sich die
Kameraden vom gelben Regiment, rechts die Jäger und Radfahrer der 7.
Kavallerie-Division an. Nachdem die Schützen 200 Meter vorgegangen waren,
setzte von halbrechts Maschinengewehr-Flan-kenfeuer ein. Der Eskadronchef gab
das Zeichen zum Laufschritt, er selbst eilte seinen Leuten voraus. Das
feindliche Feuer nahm zu, auf der Schneedecke sah man jeden Einschlag. Verluste
traten ein, es fielen die Dragoner Bossert, Bayer und Muth. Nach einem längeren
Laufschritt nahm eine verlassene russische Stellung die Schützen auf. Die
Verbände wurden geordnet. Es galt zunächst das Maschinengewehr in der Flanke zu
bekämpfen. dabei zeichnete sich besonders der Gefreite Schilling aus. Im
heftigen feindlichen Feuer arbeitete er sich immer näher an das Maschinengewehr
heran und hielt es unter Feuer. Durch einen Halsschuß schwer verwundet starb
der tapfere Dragoner auf dem Gefechtsfeld. Das feindliche Maschinengewehrnest
wurde bald zum Schweigen gebracht, einzeln sah man die Russen zurückkriechen.
Trotzdem konnte der Angriff an diesem Tage nicht weiter durchgeführt werden, da
es der Infanterie nicht gelang in das Dorf Grangeni einzudringen. In der
folgenden Nacht wurde die Schützen-eskadron Renner durch die Schützeneskadron
von Woellwarth abgelöst. Nur noch einen Tag mußten die Schützen in ihrer
ungastlichen Stellung ausharren, dann traten die Eskadrons der 41. Kavallerie-Brigade
an ihre Stelle.“
aus:
„Mit den Olga-Dragonern im Weltkrieg“ Stuttgart, 1920
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