Dienstag, 5. Juni 2018

5. Juni 1918



„Die Stellung der Kampfbataillone zog sich unmittelbar westlich Albert in flachem, welligem Gelände hin und gliederte sich in Vorfeldgraben K 1 (Kampf-)Graben und Bahneinschnitt, welche miteinander durch verschiedene Laufgräben verbunden waren. Die Stellung war sehr mäßig ausgebaut, besonders die Annäherungsgräben und die Unterbringungsmöglichkeiten ließen zu wünschen übrig. Das Vorfeld, das zur Sicherung gegen feindliche Angriffe vor den K 1-Graben gelegt war, war bei Übernahme der Stellung ziemlich schmal, wie überhaupt die ganze Stellung an zu geringer Tiefenglie-derung krankte. Es war die erste Aufgabe des Regiments, den Vorfeldgraben, der nur durch einige Postierungen besetzt war, weiter gegen den Feind vorzuschieben, was auch in den folgenden Nächten gelang. Der Gegner, Engländer, war sehr aufmerksam, beson-ders bei Nacht, und versuchte wiederholt mit starken Patrouillen einen unserer Vorfeld-posten auszuheben. Doch diese Versuche scheiterten an der Wachsamkeit und den ziel-sicheren Handgranatenwürfen unserer Posten. Das Bereitschaftsbataillon lag im Westteil von Albert in verstärkten Kellern und halbfertigen Unterständen bezw. Stollen. Die Stadt Albert selbst, in der längst kein Haus mehr ganz war, lag als unangenehmes Hindernis im Rücken unserer Stellung. Die engen Straßen und Kreuz- und Quergäßchen er-schwerten den Nachschub und das Vorkommen der Reserven. Der Tommy tat mit seinen Brummern alles, damit den Aufräumkommandos, welche die Straßen von Trümmern und Schutt dem Verkehr frei zu halten hatten, die Arbeit nie ausging. Das einst so schöne französische Städtchen mit seiner historisch-schönen Kathedrale wurde von den Engländern planmäßig zu Schutt und Asche zerrieben, und besonders kurz vor Einbruch völliger Dunkelheit tobten sich die englischen Artilleristen nochmals gründlich aus; dieser „Abendsegen“ des Tommys war pünktlich und man hatte sich bald gut auf ihn eingespielt. Schwärme feindlicher Flieger schwirrten tagsüber entlang der Stellung und interessierten sich mächtig für jeden sich in Albert zeigenden Fußgänger.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

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