Samstag, 9. Juni 2018

9. Juni 1918



„Um 12.50 Uhr morgens begann die Artillerievorbereitung mit einer Mächtigkeit, daß die Erde erzitterte. Das erste war wieder das Vergasen der feindlichen Artillerie. Bald setzte auch empfindliche feindliche Gegenwirkung ein. Bei 4./49 wurde Blaukreuz-munition zur Explosion gebracht und die Batterie mußte vorübergehend die Stellung räumen. Die Batterie hatte auch später sehr unter dem feindlichen Feuer zu leiden, so daß Unteroffizier Lendler und Kanonier Weißhaar fielen und Kanonier Brucker und Notz schwer verwundet wurden und die Batterie am Abend ihre Stellung verlegen mußte.  Auch bei 6./49 wurden zwei Mann schwer verwundet. Bei 5./49 fielen infolge von Beschädigungen nach und nach alle Geschütze aus, so daß die Batterie andern Tags nach Fréniche rücken mußte, um sich neu auszurüsten. Mit Beginn des Sturmes um 4.20 Uhr vormittags wurden auf der ganzen Front gleichzeitig tausend mittlere Minen abge-schossen. Es war im Verein mit dem Artillerietrommelfeuer ein in der Weltgeschichte nie dagewesenes Ohrenschauspiel.
Um 4.20 Uhr vormittags nach Beginn der Feuerwalze schied die I./49 aus ihrem Gruppenverband aus. Es war noch vollständig Nacht und für die in der Gegend Bussy bereitgestellten und bis Forsthaus – Grunewald allmählich herangezogenen Protzen war es keine Kleinigkeit, sich zwischen den immer noch in der Feuerwalze begriffenen Kompagnien hindurchzuwinden, um aufzuprotzen. Es gelang jedoch ohne Schaden, trotz vereinzelt noch einschlagender schwerer Schüsse, die Abteilung an der Vormarsch-straße der 204. (württ.) Inf.-Division, welcher die I./49 und einige Stunden später auch die III./49 zugeteilt waren, bereitzustellen. Die I./49 sollte dem Res.-F.-A.-R. 27, dem sie, wie auch später die III./49 unterstellt war, folgen, während die II./49 bis auf weiteres aus ihrer bisherigen Stellung den Angriff der 202. Inf.-Division zu unterstützen hatte. Die Vormarschstraße der 204. Inf.-Division, ein schlechter, auf Cuy zuführender Wald-weg, war lange Zeit verstopft und dazu unter dem Feuer vernichtender Einschläge mittelschweren Kalibers, so daß die Abteilung in einer recht unangenehmen Situation war. Von 1./49 fiel dabei Unteroffizier Dürr und wurden Unteroffizier Gaiser, sowie sechs Pferde verwundet. Nach langem Aufenthalt ging es weiter auf Cuy.
Die III./49 war zu gleicher Zeit über Suzoy dorthin gelangt. Beide Abteilungen kreuzten sich dort. Die I./49 mit dem Befehl auf Höhe südlich Cuy, III./49  mit dem Befehl bei Evricourt in Stellung zu gehen. Letzteres erwies sich als unmöglich, da der Angriff der Infanterie ins Stocken geraten war und die überragenden Höhen des Loermont und südlich Connectancourt noch nicht erklommen waren. III./49 wurde bald darauf nach Lassigny dirigiert und dem Regimentsstab unterstellt, welcher um 10 Uhr vormittags von dem Kommando als Aka-Gruppenstab abtrat und das Kommando über die schwere Artillerie der 204. Inf.-Division zu übernehmen hatte und zu diesem Zweck sich bei dem Artilleriekommandeur dieser Division, Oberst Frhr. v. Mühlen, auf dem Divisions-Gefechtsstand bei Lagny einfand.
Recht unglücklich traf es die I./49. In der am Vormittag erfolgten schwersten Beschies-sung von Cuy war eine Pause eingetreten. Das bei Cuy in Betracht kommende Gelände war derart unwegsam, daß nur ein steiler Hohlweg die Zufahrt zu den Stellungen südlich des Ostausgangs von Cuy bildete. Als die vorderste, die 1. Batterie in diesen Hohlweg eingebogen war, wurde sie, wohl durch feindliche Flieger, entdeckt und mit einem Feuerüberfall schweren Kalibers erfaßt. Die nachfolgende 2./49 wollte kehrt machen, um auf einem anderen Weg in die Stellung zu gelangen; am Ostausgang von Cuy trafen sie vernichtende schwere Brisanzgranaten. Das Bild war ein erschütterndes. Überall liefen losgerissene verwundete Pferde blutend herum. Bei 2./49 war der durch seine Tapferkeit und Pflichttreue so hoch geschätzte, mit dem Eisernen Kreuz I. Kl. ausge-zeichnete Sergeant Eble und Unteroffizier Beyer, Gefr. Kümmerle, Kanonier Kohler, Heinkel und Kottmann gefallen. Leutnant Sigwarth so schwer verwundet, daß er nach zwei Tagen starb. Außerdem waren von der 2./49 noch 6 Mann verwundet, 6 Pferde getötet und 3 verwundet; bei 1./49 waren 2 Mann schwer verwundet, 5 Pferde getötet und 4 verwundet. Bei dieser Gelegenheit muß derjenigen anerkennend gedacht werden, welche trotz des todbringenden feindlichen Feuers den Verwundeten und Sterbenden Hilfe leisteten und durch zweckdienliche Anordnung es ermöglichten, daß die zusam-mengeschossenen Gespanne trotzdem die Batterien rasch in Stellung brachten. Unter diesen Persönlichkeiten sei neben manchen anderen der Wachtmeister Waldmann der 2./49 und auch der Stabsveterinär Dr. Reichert, der in diesem Augenblick bei der 2./49 marschierte, genannt.“

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