„Mit
einem erneuten Großangriff wurde gerechnet und das schon erwähnte verstärkte
Störungsfeuer am Abend und während der Nacht konnte diese Vermutung nur
bestä-tigen, allein der Angriff kam doch noch früher, als man gedacht hatte.
Wenn auch die Loslösung der Infanterie aus der alten Stellung trotz der Nähe
des Gegners von diesem völlig unbemerkt vor sich gegangen war, so geriet sie
doch beim Rückmarsch in den Morgenstunden
in das bereits einsetzende heftige Feuer und erlitt, da jegliche Deckung
fehlte und die Ausdehnung dieses Feuers kein seitliches Ausweichen zuließ,
schwere Verluste: Landw.-Inf.-Regt. 122 namentlich in der Valerine-Schlucht,
Landw.-Inf.-Regt. 120 auf der Nordsüdstraße, Landw.-Inf.-Regt. 125 auf dem Wege
von der Mudrahöhe nach Schloßberg und Schöne Aussicht. Dies erschwerte
natürlich das Einnehmen der neuen Stellung, eine Aufgabe, die bei Nacht und
morgens bei Nebel und Regen im Walde ohnehin nicht leicht zu lösen war, da
einen Anhalt dafür lediglich die Bezeich-nung auf der Karte bildete. Durch das
Feuer waren auch die Verbände gelockert worden, die schon vorher durch die
aushilfsweise Verwendung an bedrohten Stellen etwas durch-einandergekommen
waren. In der neuen Stellung fand sich keinerlei Deckung vor und es ist
verständlich, wie dann ein Feuer wirken mußte von einer Stärke, die für den
Sturm auf eine ausgebaute Stellung berechnet sein konnte, und auf eine Truppe,
die schon vor-her schwach, unterwegs noch stark durch Verluste gelichtet worden
war; um so höher ist es einzuschätzen, daß diese mit ihren Resten überhaupt
noch solchen kräftigen Wider-stand leistete.
Chatel
war von zugeteilten Truppen besetzt. Landw.-Inf.-Regt. 125 hatte die schöne
Aussicht (Höhe 180) und Schloßberg Chatel, Landw.-Inf. Regt 120 die
Hohenbornhöhe und Landw.-Inf.-Regt. 122 die weitere in Richtung Valerine-Tal
nach Westen verlaufen-de Strecke mit Anschluß an die Nachbardivision zu halten.
Die Divisionsreserve befand sich hinter dem linken Flügel. Unsere schweren
Batterien standen noch auf dem Humserberg, die 3./57 (10 cm) war noch dazu
gekommen. Die Gruppe Simon stand mit ihren 5 Batterien bei Marcq und die Gruppe
Rapp war zwischen 7 und 8 Uhr vormittags auf dem Nordufer feuerbereit; 8. und
9. Batterie bei der Mohin-Mühle östlich Champig-neulle, 5. Batterie im
Körnergrund nordöstlich St. Juvin, Gruppengefechtsstand im Munitionslager bei
Bahnhof St. Juvin. Der Regimentsgefechtsstand, der bisher auf der Hohenbornhöhe,
erst mit der 54 Landwehr-Brigade zusammen, dann 500 m westlich davon gewesen
war, wurde wieder mit der Infanterie-Brigade zusammen nach der Wumba-Schlucht
verlegt.
Schon
ab etwa 4 Uhr vormittags liegt starkes Feuer auf Chatel, Schöne Aussicht, Schloßberg,
Hohenbornhöhe und den Mulden westlich Chatel, das sich gegen 6 Uhr vormittags
noch steigert. 6.45 Uhr vormittags erfolgt ein Sturm auf Chatel, das den
schwachen dort befindlichen Truppen schnell entrissen wird. Nebel macht jede
Über-sicht unmöglich. Das Feuer auf die Höhen verstärkt sich gegen 8 Uhr und
dann gelingt es dem Feind, die auch hier schwache Besatzung zurückzudrängen und
die beiden Höhen Schloßberg und Schöne Aussicht zu nehmen. Ein Gegenstoß um 9
Uhr bringt wenigstens den Westrand, ein mit stärkeren Kräften nachmittags
ausgeführter den gan-zen Schloßberg wieder in Besitz des Landw.-Inf.-Regts. 125.
Auf die Hohenbornhöhe begann nach gleicher Artillerievorbereitung, die von 11
Uhr vormittags ab noch durch starkes M. G.-Feuer unterstützt wurde, der Angriff
von Süden her. Es gelang dem Feind, trotz der schweren Verluste, die durch das
Feuer eingetreten waren, nicht, die Höhe zu nehmen. 3 Uhr nachmittags begann
das Feuer von neuem und, wenn es dem Feind auch glückte, an der Nordsüdstraße
etwas vorzudringen, so blieb doch durch Einsetzen aller verfügbaren Kräfte des
Regiments an dieser Stelle die Höhe in Besitz des Landw.-Inf.-Regts. 120.
Dagegen versuchte der Feind nach Wegnahme des Schloßbergs und der Schönen
Aussicht schon an der Straße nach Cornay in nördlicher Richtung, und in der
Mulde westlich Cornay, dem früheren Schießplatz für Maschinengewehre, nach
Westen vorzudringen. Dagegen wurde nun alles eingesetzt, was der Division und
dem General-kommando an Reserven zur Verfügung stand: ein buntes Gemisch von
Teilen der 1. Garde-Inf.-Div., der 53. Res.-Div., dem Regt. 240, der 45.
Res.-Div. und den M. G.-Scharfschützen-Abteilungen 47 und 58. Ein Gegenangriff
gegen die Schöne Aussicht, der nach kurzer Artillerievorbereitung von
I./Landw.-Inf.-Regt. 120 und II./Landw.-Inf.-Regt. 125, unterstützt durch das
auf Kraftwagen rasch herbeigeholte Res.-Inf.-Regt. 210, ausgeführt wurde,
konnte diese nicht wieder in deutschen Besitz bringen.“
aus: „Das Württembergische Landw.-Feldartillerie-Regiment
Nr. 2 im Weltkrieg 1914-1918“ׅ, Stuttgart 1927
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