„Auf
Grund des am 4. Dezember um 6 Uhr abends eingetroffenen Divisionsbefehls war
Ilow ohne Rücksicht auf Verluste sofort in Besitz zu nehmen. Laut Besprechung
der beiden Bataillonsführer (v. Groll und Henning) gingen um 11.15 Uhr abends
die 7. und 8./119 als Feuerstaffel gegen den Wald, das I./125 und III./119
gleichzeitig gegen Ilow vor.
Sobald
die Kompagnien zum Angriff ansetzen, erhalten sie sofort sehr heftiges Feuer
aus der Front und von flankierenden Maschinengewehren aus dem Waldrand; der
Angriff kommt zum Stehen. Hauptmann Freiherr Speth von Schülzburg wird schon zu
Beginn des Vorgehens durch 2 Gewehrschüsse schwer verwundet. 1.30 Uhr
vormittags wird auch die seitherige Reservekompagnie, 10./119, in den Kampf
geworfen. Ihr Führer, der unerschrockene Rittmeister Walter Freiherr von
Wöllwarth-Lauterburg, fällt durch Kopfschuß. Langsam wird Gelände gewonnen; der
Feind verteidigt sich sehr hartnäckig. Je ein
Halbzug der 11. und 12./119 unter Offizierstellvertreter Kayser (11.)
stoßen mit einem Zug der 3./125 unter Leutnant Aufrecht durch Ilow durch, wobei
ihnen 2 M.-G., 2 Munitionswagen und eine Feldküche in die Hände fallen. Die
schwachen Kräfte verlieren aber die Verbindung nach rückwärts, da aus dem Wald
kommende feindliche Infanterie die Stellungen vor Ilow wieder besetzt. Beim
Bajonettangriff auf eine von Osten nach Ilow anrückende russische Kolonne kommt
Offizierstellvertreter Benzinger, Führer der 12. Kompagnie, verwundet von
seinem Halbzug ab und bleibt vermißt. Beim Vordringen am Ortsrand verbliebene
Mannschaften, insbesondere der 12. Kompagnie, fielen meist in erbittertem
Handgemenge oder gerieten in russische Gefangenschaft. Offizierstellvertreter
Kayser bringt ungefähr 20 Mann und Meldung über den Kampf zum Bataillon zurück.
Der tapfere Leutnant Körper (11.) war durch Herzschuß gefallen.
Mit den
schwachen Kräften war ohne genügende Artillerieunterstützung ein weiterer
Angriff unausführbar. Das Verhalten unserer Leute war nach Aussage eines
Mitkämpfers über jedes Lob erhaben, mit großem Schneid folgten sie ihren
Offizieren, ungeachtet der bald eintretenden starken Verluste.
das III.
Bataillon hatte schwere Verluste und bedeutend an Gefechtskraft verloren;
sämtliche Kompagnieführer und etwa 380 Mann, unter ihnen auch
Fahnenjunker-Unteroffizier Maag, waren geblieben. Hauptmann Frhr. v. Speth, der
als verwundet nicht gleich gefunden war, wurde von Patrouillen der 9. Kompagnie
gesucht. Diese braven Grenadiere, die ihren Führer nicht verloren geben
wollten, kamen entweder ohne Ergebnis oder gar nicht zurück. Schweren Herzens
mußte die Kompagnie ihren tapferen, beliebten Führer seinem Schicksal
überlassen, was in diesem verbitterter Riesenkampfe nicht immer zu vermeiden
war.
Ein Glück
war es, daß der Gegner nicht beweglicher und unternehmender war, ein
Gegenangriff der an Zahl viel stärkeren Russen hätte bedenkliche Folgen gehabt,
da dem Regiment keine Reserve mehr zur Verfügung stand.
Der
Angriff des I./119 im Verein mit Inf.-Regt. 125 auf Zaluskow kam trotz
Aufbietung aller Kräfte in starkem feindlichem Flankenfeuer bald zum Stehen.
Die Bataillone gruben sich in den erreichten Stellungen ein. Ein am 5. Dezember
nachmittags auf höheren Befehl erneut unternommener Angriff der stark ermüdeten
und geschwächten Truppe blieb ohne Erfolg. Der Gegner verhielt sich im
allgemeinen ruhig, so daß wir unsere Stellungen verstärken konnten.“
aus: „Das
Grenadier-Regiment Königin Olga (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“,
Stuttgart 1927
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