Sonntag, 2. Oktober 2016

2. Oktober 1916


„Während das II. Bataillon in der Quaststellung lag, hatte das III. die vordere Linie mit drei Kompagnien bezogen, eine lag in Reserve bei der Zuckerfabrik. Die Stellung lag 1000 Meter südlich Berny und zwar ging der Abschnitt des Regiments von der Straße Ablaincourt – Berny bis herüber nach Frènes, wo das Regiment 183 angrenzte, während links das preußische Jäger-Res.-Reg. 206 anschloß. Das Gelände stieg feindwärts am linken Flügel nur wenig, in der Mitte bei Gènes, wo das Regiment 183 angrenzte, während links das preußische Jäger-Res.-Reg. 206 anschloß. Das Gelände stieg feindwärts am linken Flügel nur wenig, in der Mitte bei Génermont mehr, am meisten am rechten Flügel an. Die Stellung bestand aus drei hintereinanderliegenden Gräben: dem früheren, kaum knietiefen Scheingraben, der kurz nach dem Beziehen der Stellung durch das III. Bataillon ausgehoben war und als Vorpostengraben für unsere Schleierposten diente, dann dem eigentlichen Kampfgraben 300 Meter dahinter, der durchschnittlich nur etwa 1 Meter tief ausgehoben war und keinerlei Unterstände besaß, und endlich dem Wohngraben etwa 150 Meter weiter rückwärts. Dieser letztere führte von früher her den Namen „Meldeweg“. In ihm befand sich eine geringe Anzahl mäßig ausgebauter Stollen. Der Meldeweg war als Laufgraben sehr breit und tief ausgehoben, da er ohne Schulterwehren und Schützenauftritte angelegt war. Er bot ziemlich guten Schutz gegen Artilleriefeuer, war aber weniger geeignet zur Verteidigung. Auf weite Strecken war er von quer gelegten, mit Erde und Wasen bekleideten Prügeln abgedeckt, die aber später durch Einsturz infolge Beschießung recht unbequem wurden. Der Gegner kannte die Lage des Grabens genau und war gut auf ihn eingeschossen, so daß bald an vielen Stellen die Abdeckung durch Einschläge zerstört und dadurch der Graben zugeschüttet und versperrt wurde. Am linken Flügel des Regimentsabschnittes hart östlich des Weges nach Berny führte eine lange Sappe vor bis nahe an den höchsten Punkt, Höhe 86 vor Berny, wo noch zwei kleine Schanzen angelegt waren.
Im großen ganzen wurde die Stellung durch das III. Bataillon als größtenteils unvoll-kommen ausgebaut und mangelhaft verteidigungsfähig übernommen. Schußsichere Unterstände waren nicht genügend vorhanden, ein großer Teil der Leute lag in „Karnickellöchern“. Vom vorderen Graben war keine Beobachtung möglich, sie erfolgte durch vorgeschobene Posten; ein splittersicherer Beobachtungsstand war auf Höhe 86 vor dem linken Kompagnieabschnitt. Das Drahthindernis war unzureichend, auf großen Strecken fehlte es vollständig, auf anderen war mit seinem Bau erst begonnen. Die Entfernung vom Gegner betrug bis zum Park von Berny etwa 800 Meter.
Der Gegner schanzte am Südrand des Parkes von Berny und war sehr aufmerksam. Das feindliche Artilleriefeuer war anfangs mäßig stark, doch war der Gegner auf unsere vorderen Linien so genau eingeschossen, daß das III. Bataillon in den ersten sechs Tagen in Stellung 11 Tote, 20 Schwer- und 30 Leichtverwundete hatte. Vielleicht trug auch der neue, zum Teil stellungskampfungeübte Ersatz zu den auffallend hohen Verlusten bei.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

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